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  3. Nr. 189

Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 14.06.1832

|1*| Ich schicke Ihnen, theuerster Freund, den für Herrn Becker in Hildesheim bestimmten Brief, den ich nach unserer Verabredung eingerichtet habe.[a] Wollte Herr Becker den Dr. Lieber von hier aus um Rath fragen, so könnte er demselben seine Umstände ausführlich auseinander setzen, und schickte er mir durch Sie seinen Brief vor dem 1.t Julius, so könnte ich ihn über Bremen oder Hamburg schnell und sicher nach Boston befördern.

Für Ihre gütigen Mittheilungen sage ich Ihnen meinen wärmsten Dank.

Da tadsch sich im Persischen und im Kavi zugleich befindet, dem Arabischen aber ursprünglich fremd ist, so scheint es mir gewiß, daß man es im Sanskrit zu suchen hat. In den uns zugänglichen Büchern findet es sich freilich nicht. Sollte es aber zu kühn sein, es in der Wurzel  Sankskrit {tañj} zu suchen? Der Nasenlaut kann darin kaum ein Hinderniß genannt werden. Rosen übersetzt diese zu einseitig durch corrugari. Sie heißt aber nach Wilson und Wilkins auch einengen, zuschnüren, und dies paßt auf eine persische Tiare, ein Diadem, ein <| Handschrift wvh| einen> | Handschrift Schreiber| Bund. Die Endung ini in dem Kavi-Wort tadschini nehme ich doch richtig für eine Fülle andeutend. |2*| Ich frage ausdrücklich, weil diese Endung auch als bloßes Femininum von Endungen in in genommen werden kann. So erinnere ich mich in diesen Tagen gelesen zu haben, daß Burnouf  padmini, als Beiwort einer Frau, lieblich wie Lotus übersetzt. Ist aber auch nicht die collectiv Bedeutung |sic| von ini bloß auf Orte beschränkt, wo Pflanzen oder Thiere sich aufhalten?

Wir sprachen neulich von tigris. Wäre es nicht das einfachste, es von der Wurzel tig und der Kridanta Sylbe ra abzuleiten. Die Bedeutungen der Wurzel passen gar sehr darauf.

Leben Sie, herzlich wohl. | Handschrift wvh| Ganz der Ihrige
H.
| Handschrift Schreiber|  |Teg|el den 14t Junius 1832.[b]

|3* vacat|

|4*|
An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin

Anmerkungen

    1. a |Editor| Das genannte Empfehlungsschreiben vom 14. Juni 1832 befindet sich heute in San Marino, Cal., Henry E. Huntington Library, LI 2414.
    2. b |Editor| Ortsangabe durch Wasserfleck unleserlich.

    Über diesen Brief

    Schreiberschrift mit Korrekturen Humboldts sowie eigenhändiger Schlussformel und Unterschrift
    Schreibort
    Antwort auf
    Folgebrief

    Quellen

    Handschrift
    • Grundlage der Edition: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, 94 Briefe von H. v. Humboldt an F. Bopp, Autographen-Sammlung, Humboldt, aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Nr. 70. – Druckkoll.: Jena, ThULB, Nachlass Leitzmann, Inv.-Nr. 92
    Druck
    • Lefmann 1897, S. 83f.
    Nachweis
    • Mattson 1980, Nr. 8442
    Zitierhinweis

    Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 14.06.1832. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/189

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