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  3. Nr. 263

Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 29.11.1830

|1*| Ew Excellenz

beehre ich mich hiermit das Wenige mitzutheilen was ich in meinen Auszügen aus dem Mahâ-Bhârata über die Einfügung der Bhagavad-Gîta bemerkt habe. Diese Episode gehört zum 6ten Buche Bhîschma-Khanda genannt. Mit diesem Buche beginnt die Beschreibung des Kampfes zwischen den Kuruva’s und Pândava’s, welche 5 Bücher anfüllt. Jedes dieser Bücher wird nach dem Helden genannt der das Heer der Kuruva’s anführte. Zuerst ist Bhîschmas Feldherr. Blatt 18 des 6ten Theils, in der Pariser Handschrift, berichtet Sandschayas dem Yudhischthiras  Dhrîtarâschtras, daß Bhîschmas in der Schlacht gefallen sei. Ersterer verlangt dann die ausführliche Beschreibung des Kampfes, fragt, wie die Pândava’s der |2*| Tapferkeit des Bhîschmas widerstehen konnten, wie dieser von den seinigen vertheidigt worden und welch ein Eindruck sein Tod auf sie gemacht habe. So ist dann der ausführliche Kampfbericht vorbereitet, der Blatt 29 mit dem was<der>  Bhagavad-Gîta beginnt, wo wir die beiden Heere in Schlachtordnung einander gegenüber stehen |sic|. Die Bhagavad-Gîta geht bis Blatt 52 der Pariser Handschrift; was unmittelbar folgt habe ich nicht angegeben, sondern nur, daß S. Bl. 57 <etc> ein Kampfgemenge lebendig geschildert wird; die Blätter zwischen 52–57 können also nur weitere Anordnungen zum Kampfe enthalten. Der Mahâ-Bharata hat im Ganzen 18 Bücher. Aus den Kampfschilderungen habe ich sehr viel, vielleicht viel zu viel ausgezogen.

In diesen Tagen ist von mir eine Recension über Jäkel gedruckt worden; ich habe aber noch kein Exemplar erhalten. Es würde mich <freuen,> wenn Ew Excellenz gelegentlich diese kleine Arbeit Ihrer Ansicht würdigten. Besonders erlaube ich mir meine Erklärungsversuche über homo und mons Ihrer geneigten Prüfung zu unterwerfen. In einer Klassen-Sitzung habe ich <über> die Veda-Formen bei Rosen gelesen und werde dies zu einer Recension über dieses Werk benutzen. Auch denke ich gelegentlich ausführlicher über die Veda-Sprache zu schreiben und habe bereits aus Pânini alles hierhergehörige ausgezogen. Die Ausbeute ist im |3*| Ganzen nicht bedeutend und die Veda-Formen sind meiner Ueberzeugung nach nicht immer die ältesten. Für  Sankskrit {śete} er liegt z. B. kann man  Sankskrit {śaye} sagen, d. h. ohne Personal-Charakter wie in der 1. Person. Den Instrumental auf ais glaube ich nicht aus e-bhis entsprungen, sondern aus  Sankskrit {ābhis}, wo d was sich in  Sankskrit {smābhis},  Sankskrit {yuṣmābhis} erhalten hat.

Für die gütige Uebersendung des Bandes der Mackenzie-Collection sage ich Ew Excellenz meinen verbindlichsten Dank. Ich habe aber selbst von der Ostind. Comp. zwei Bände dieses Werkes erhalten, und da es vielleicht ein Versehen ist, daß Ew Excellenz den 1sten Band doppelt statt 2 Bände erhalten haben, so beehre ich mich den mir gütigst geschenkten Band hiermit wieder zurückzuschicken.

In tiefster Ehrerbietung
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
F. Bopp
Berlin den 29 Nov. 1830.
|4* vacat|
Zitierhinweis

Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 29.11.1830. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/263

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