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  3. Nr. 95

Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 16.03.1823 (?)

Eurer Excellenz

Bemerkungen über einige von Bernstein gewählte Lesarten scheinen mir vollkommen richtig. gam͂gâhînê in der Londoner Ausgabe halte ich für einen Druckfehler und wundere mich, wie Hamilton es rechtfertigen konnte. – Die Auslassung des Elisionszeichen nach hitôpadêçô hat mir ebenfalls mißfallen. Ich glaube noch einige andere Stellen bemerkt zu haben, wo Bernstein das Elisionszeichen ausgelassen hat. Dagegen würde ich S. 6 in der 12ten L. von unten nicht dṛshṭvâ ’pi schreiben, weil hier nach den Regeln des Wohllauts 2 homogene Vocale in einen zusammen fließen, nicht aber ein a elidirt ist.

Im Wesentlichen ist übrigens Bernstein’s Ausgabe außerordentlich correkt, er übertrifft in dieser Beziehung Schlegels Ausgabe des Bhagavad-Gîta bei weitem. Es sind mir jedoch auf den letzten Seiten einige grammatische Unrichtigkeiten aufgefallen. – S. 14 L. 10 hat er (wahrscheinlich nach Wilkins ) citragrîvôvâca st. …va uvâca, denn wenn ein finales s (od. :[a]) abgeworfen wird, so kann das vorhergehende a mit dem folgenden heterogenen Vokal nicht contrahirt werden. Derselbe Fehler findet sich S. 15 L. 3. – S. 14 L. 9 hat er câîtâm͂ für câitân, denn es ist der Accus. pl. und ein primitives n kann am Ende eines Worts nicht in anusvara übergehen, es sey denn daß, wie in dem vorhergehenden Worte ein euphonischer Zischlaute beygefügt würde, was Ew. Exellenz eben so gut als mir bekannt ist. Wilkins hat aber öfter hiergegen gefehlt. – Um noch einmal zu hitôpadêçâyam͂ zurückzukehren, so halte ich die Lesart der Londoner Ausg. für fehlerhaft, denn ich kann nicht begreifen, wie dieses Wort ein Compositum seyn könne, gleichsam „Hitopadesa-dieser“. Ist es aber kein Compos., so kann bloß hi…çô ’yam͂ stehen. – Ich muß Ew. Excellenz sehr um Verzeihung bitten in diese Einzelheiten eingegangen zu seyn. Ich werde dieser Tage an Bernstein schreiben und mich Ihres Auftrags entledigen.

Ich wünschte die Schrift in dem Göttinger Anzeiger anzuzeigen, und es würde mir sehr angenehm seyn wenn Ew. Excellenz die Gnade haben wollten, mir auf wenige Tage die Londoner Ausgabe des Hitopad. und Hamilton’s Analyse zukommen zu lassen.

Es wird mir zu jeder Zeit sehr erfreulich seyn die für mich höchst interessanten Lesungen mit Ew. Excellenz fortzusetzen.

In tiefster Ehrerbietung
Ew. Excellenz
Unterthänigster
Bopp.
Sonntag den 16ten März[1].

Anmerkungen

  1. 1 |Lef| 1823

  1. a |Editor| Bei Lefmann hier einfacher Doppelpunkt, gemeint ist sicher ein Visarga.
Zitierhinweis

Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 16.03.1823 (?). In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/95

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