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Wilhelm von Humboldt an Friedrich August Rosen, 25.01.1829

Ich danke Ihnen sehr, liebster Freund, für Ihren gütigen Brief vom 9. d. M. Es ist mir sehr lieb gewesen, daß Sie mir so schnell geantwortet haben, ich sehe aber mit großer Begierde Ihrem ausführlicheren Briefe über Sie und Ihre Studien entgegen. Es wird mich ungemein interessiren, wenn Sie mir davon etwas Näheres sagen wollen.

Die Aufklärungen, die Sie mir über die Druckfehler gegeben, haben mich sehr gefreut. Meine Handschrift ist also unschuldig befunden. Ein Secretair, wie Babington, sollte aber, auch in Sprachen, die er nicht weiß, sorgfältiger seyn. Von Colebrooke sage ich nichts. Seine Correctur ist natürlich nur eine Formalität. Wie wird sich der alte verdrießliche Mann die Mühe geben, etwas wirklich nachzusehen? Ich danke sehr für die Besorgung des Cartons, und bitte Sie darauf zu halten, daß Huttmann im Druckfehlerverzeichniß meine Unschuld documentirt. Der Druckfehler ist darum so unangenehm, weil es gar nicht die Art des Setzers ist, für tönende Buchstaben dumpfe zu nehmen.

Ich bin jetzt ganz mit Sanskrit-Grammatik beschäftigt. Ich bin nämlich in dem ausführlichen Werke über Sprachen, das ich bearbeite, daran gekommen die Eigenthümlichkeiten eines wirklich formalen Baues an dem Sanskrit, als dem leuchtendsten Beispiel desselben, zu zeigen. Ich habe die letzten Wochen mich vorzüglich mit dem Guna und Akut beschäftigt, wo ich nicht immer mit Bopp gleicher Meinung bin, obschon ich immer mehr sein wahres Sprachtalent, und seine wirklich unendlichen Verdienste um das Sanskrit ehre und bewundre.

Mit meiner Frau geht es zwar seit etwa 14 Tagen viel besser, aber die wahre Wiederherstellung und Genesung bleibt immer sehr problematisch. Wie sehr mich das auch in meinem Studium stört und zurückbringt, begreifen Sie gewiß.

Leben Sie herzlich wohl, liebster Freund, und erhalten Sie mir Ihr wohlwollendes Andenken. Ich bleibe mit der hochachtungsvollsten Freundschaft
der Ihrige,
Humboldt.
Berlin, den 25. Jan. 1829.

In meinem Eifer gegen das  Sankskrit {jetukāma} hatte ich nicht bemerkt, daß auf derselben Seite auch statt wedmi, wedji gedruckt ist. Hoffentlich haben Sie auch dies im Carton berücksichtigt?

 | Handschrift Schreiber|
An
Herrn Doctor Rosen
Wohlgeboren
in
London

Über diesen Brief

Eigenhändig
Schreibort
Antwort auf
Folgebrief
-

Quellen

Handschrift
  • Grundlage der Edition: Marbach, Deutsches Literaturarchiv, 62.192
Druck
-
Nachweis
  • Mattson 1980, Nr. 7974
Zitierhinweis

Wilhelm von Humboldt an Friedrich August Rosen, 25.01.1829. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/1001

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