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Wilhelm von Humboldt an Friedrich August Rosen, 20.03.1831

Ich habe nur Ihren Brief, theuerster Freund, abgewartet, um Ihnen für Ihre reichen und erfreulichen Sendungen aufs herzlichste zu dancken. Sie haben mich mit sehr wichtigen Sachen beschenckt, und mein | Handschrift wvh|en | Handschrift Schreiber| Studien dadurch eine große Förderung verschafft. Seit gestern bin ich nunmehr in Besitz Ihres freundschaftlichen Schreibens vom 2te huj. Mit dem größesten Vergnügen sehe ich daraus, daß Sie wohl und wie immer emsig und nützlich beschäftigt sind. Mit LowGrammatik haben Sie mir ein sehr angenehmes Geschenck gemacht, und ich bitte Sie Herrn Cockburn meinen lebhaftesten Danck dafür zu sagen. Diese Sprachen sind von der größesten Wichtigkeit. Das von Ihnen vortrefflich gemachte fac-simile hat mir zur größesten Freude gedient, da ich mich daraus überzeugt habe, daß ich die ganze Handschrift mit Leichtigkeit würde lesen, nicht aber ebenso auch verstehen können. Mit dem, was ich von der Frau Metcalfe wünschte, haben Sie mich, liebster Freund, entweder mißverstanden, oder ich habe mich verschrieben. Sie reden in Ihrem Briefe von einem Wörterbuche. Dies war aber gerade das, was ich nicht von ihr verlangte. Sie hat von ihrem verstorbenen Mann her eine Grammatik der Sprache von Madagascar. Von dieser Grammatik, welche unmöglich lang sein kann, wünschte ich eine Abschrift, und an dieser ist mir wirklich recht sehr gelegen. Ich schrieb dies, wie ich aus meinem Concept sehe, Sir Alexander Johnston bestimmt und deutlich, und wenn Sie mir dies verschaffen können, wird es mir sehr angenehm sein. An weiteren Auszügen des großen, und wie es scheint vortrefflichen Wörterbuches ist mir nicht gelegen. Was Sie mir davon mitgetheilt haben, reicht mir vollkommen hin. Könnten Sie aber, ohne zu große Weitläuftigkeit einzelne Artikel nachschlagen, und abschreiben, so wünschte ich sehr folgende zu haben no, ho mangue (viel vielleicht |sic| auch manghe, manhe, magne geschrieben) toumangue (oder toumanghe) tangue, toumouhere, touhere fitouhere, toumoutte, houman, homehe (oder houmehe, homehy) hehe, oumale. Wenn Sie einige dieser Wörter nicht finden sollten, so fänden Sie dieselben vielleicht mit einem vorschlagenden mi. Wenn ich in den obigen Wörtern oum schreibe so hat vielleicht das dortige Wörterbuch statt dessen, um oder om. Im Französischen Theil wünschte ich die Artikel être, devenir und die Wörter der drei persönlichen Pronomina. Sie müßten aber dann die Güte haben, mir auch wieder aus dem andern Theil des Wörterbuches die Artikel der unter den Französischen aufgeführten einheimischen Wörter mitzutheilen. So weit meine heutigen Bitten, deren Belästigung Sie mir schon zu Gute halten müssen. Es thut mir sehr leid daß Ihre Veda Studien bei Ihren übrigen Beschäftigungen nur langsam fortschreiten. Es wäre sehr zu wünschen, daß Sie sich denselben ganz widmen könnten.

Erhalten Sie mir theuerster Freund Ihr wohlwollendes Andenken und nehmen Sie die erneuerte Versicherung meiner herzlichsten und hochachtungsvollen Freundschaft an.
| Handschrift wvh| Humboldt
| Handschrift Schreiber| Tegel den 20t Maerz 1831.

Über diesen Brief

Schreiberschrift; Korrekturen und Unterschrift von Humboldt
Schreibort
Antwort auf
-
Folgebrief
-

Quellen

Handschrift
  • Grundlage der Edition: Marbach, Deutsches Literaturarchiv, 62.192
Druck
-
Nachweis
  • Mattson 1980, Nr. 8344
Zitierhinweis

Wilhelm von Humboldt an Friedrich August Rosen, 20.03.1831. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/1009

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