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  3. Nr. 171

Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 06.02.1830

|1*| Es ist unendlich lange her, daß ich Nichts von Ihnen vernommen habe, und diese Entfernung gerade von Ihnen liebster Freund thut mir unendlich leid. Aber ich begreife daß niemand in diesem Wetter auf das Land kommen kann, und mit meinem Entschluß ganz an Einem Orte und gerade hier zu leben giebt mir doch jeder Tag mehr Ursach zufrieden zu seyn. Ich schicke Ihnen, da Sie es doch vielleicht gern ansehen, eine kleine Schrift[a]   Adelung’s die natürlich kein großes Verdienst haben kann, allein immer nützlich ist. Ich bin sehr beschäftigt und werde von den Malayischen-Sprachen in meiner Arbeit auf Allgemeineres übergehen, und so in der nehmlichen auch die Abhandlung über das Sanskrit die Sie schon kennen benutzen. Dieß wird mich nicht nur zum Sanskrit zurückführen, sondern mir auch Gelegenheit geben auf eine ungezwungene und meiner Absicht ganz entsprechende |2*| Weise über das große Verdienst Ihrer beiden Grammatiken[b] zu sprechen. Es ist nur eine gewaltige Masse des Stoffes die ich bei dieser Arbeit zu überwinden habe und ich möchte sie wirklich überwinden, Resultate aus ihr, so wenig als möglich aber von der Masse selbst geben. Ich versichere Ihnen, daß ich bisweilen nach drey und vierstündiger Arbeit doch nur eine halbe Seite schreibe.

Ich habe dießmal von der Academie nicht den Zettel bekommen auf welchem die Ordnung des Lesens gedruckt verzeichnet ist. Sollte er wegen der Klassenveränderungen noch nicht ausgegeben worden sein? hätten Sie ihn aber schon, so hätten Sie wohl die Güte mir den Ihrigen zu schicken, und Sich von Vogt[c] einen anderen geben zu laßen.

Sagen Sie mir doch ob ich bald etwas von Ihnen erhalten kann, und leben Sie recht wohl. Mit der innigsten Freundschaft
| Handschrift wvh| der Ihrige
Humboldt
| Handschrift Schreiber| Tegel den 6. Februar 1830.

An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in Berlin.
|3*–4* vacat|

Anmerkungen

    1. a |Editor| Kann hier möglicherweise Adelungs Versuch einer Literatur der Sanskrit-Sprache (St. Petersburg: Kray 1830) gemeint sein?
    2. b |Editor| Gemeint sind Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache (Berlin 1827) und Grammatica critica linguae Sanscritae (Berlin 1829).
    3. c |Editor| Ernst Jacob Vogt (1772–1854), Leiter der Druckerei der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

    Über diesen Brief

    Schreiberschrift mit eigenhändiger Schlussformel und Unterschrift
    Schreibort
    Antwort auf
    -
    Folgebrief
    -

    Quellen

    Handschrift
    • Grundlage der Edition: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, 94 Briefe von H. v. Humboldt an F. Bopp, Autographen-Sammlung, Humboldt, aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Nr. 53. – Druckkoll.: Jena, ThULB, Nachlass Leitzmann, Inv.-Nr. 92
    Druck
    • Lefmann 1897, S. 70f.; Humboldt 2017, S. 600f. (Ausschnitt)
    Nachweis
    • Mattson 1980, Nr. 8158
    Zitierhinweis

    Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 06.02.1830. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/171

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