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August Böckh an Alexander von Humboldt, 15.04.1833

Ew. Excellenz habe ich die Ehre mit Zurückstellung des Ptolemaeus ganz gehorsamst anzuzeigen, daß es mir ganz unzweifelhaft scheint, Ἰαβαδίου sei der Nominativ, und der vollständige Nahme. Der Nahme der Insel müßte doch Ein Wort seyn, wie wenn wir sagen "Gersteninsel", und Ptolemäus wird dies wol nicht zerlegt und bloß den Indischen Ausdruck für den ersten Theil "Gersten" gegeben haben: so wenig als er vorher Σαβαδεῖβαι zerlegt hat. Sodann spricht die ganze Redenart: Ἰαβαδίου, ὃ σημαίνει κριθῆς νῆσος, nur dafür, daß κριθῆς νῆσος Übersetzung des ganzen sei. Sollte Ἰαβαδίου bloß "der Gerste" heißen, so würde er doch wohl gesagt haben: Ἰαβαδίου νῆσος, τουτέστι κριθῆς νῆσος, oder ähnlich. Daß Ptol. die barbarische Nahmen Schreibweise indeklinabel gebrauche, sieht man auch aus χῶρο S. 179, so wie aus dem von Ihnen schon angeführten Σιμούνδου.[1] Man müßte also diu schon nach dieser Betrachtung für Insel erklären, wenn es nicht auch noch durch das Sanskrit und die andern von Ew. Excellenz schon angeführten Nahmen der Inselgruppe klar würde.[a]

Wegen der andern Sachen befolge ich Ew. Excellenz Befehl, nicht wieder zu schreiben, und erlaube mir nur zu sagen, daß ich noch ein mahl gelesen habe, und nicht anders kann, als Ogygia als Zweck der Reise anzusehen, wo freilich auch Kronos schlafen muß; so daß p. 941. 3. ὦν ἐν μιᾷ[b] irgendwie auf die Ogygia zu beziehen ist, so unglaublich dies scheinen mag, und wie sehr ich auch schon in unsrer Unterredung diese Schwierigkeit fühlte.[c] Ich behalte mir vor, mit Ew. Excellenz gemeinschaftlich zu überlegen, ob diese Schwierigkeit nicht durch kritische Hülfe zu beseitigen sei, wozu aber das Buch de defectu oraculorum erforderlich ist, welches Ew. Excellenz gegenwärtig haben. – Ew. Excellenz bitte ich sehr, Ihrem Herrn Bruder mich angelegentlichst zu empfehlen.

Berlin 15. Apr. 1833.
Böckh.

Ew. Excellenz gütiger Erlaubniß zufolge bin ich so frei, einen Brief an Letronne beizulegen, welchen ich selbst hatte überbringen wollen.



|Anhang|

| Handschrift AvH| Heeren soll grosse Abhandl uber Taprobane u Sumatra (Jambuli) in den|?| Comment Gott T X p 146.

Anmerkungen

  1. 1 |aboeckh| außerdem freilich auch noch aus vielen andern Beispielen.

  1. a |Editor| Vgl. hierzu das Brieffragment im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Nachlass August Boeckh 44/1, 10): Romy Werther (Hrsg.) (2011): Alexander von Humboldt August Böckh Briefwechsel, Berlin: Akademie Verlag, S. 62 Nr. 9 (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung Bd. 33). [FZ]
  2. b |Editor| Plut. mor. 941A.
  3. c |Editor| Siehe hierzu Werther a. O. S. 69f. zu Brief Nr. 13. Unser Brief scheint die fehlende Antwort auf Alexander von Humboldts Brief zu sein, da Böckh sich auf die von Humboldt angekündigte mündliche Unterredung bezieht. [FZ]

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-

Quellen

Handschrift
  • Grundlage der Edition: Ehem. Preußische Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Coll. ling. fol. 53, Bl. 18–19
Druck
-
Nachweis
  • Mueller-Vollmer 1993, S. 214
Zitierhinweis

August Böckh an Alexander von Humboldt, 15.04.1833. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/237

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