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  3. Nr. 498

Friedrich Wilken an Wilhelm von Humboldt, 24.10.1828

 Ew. Excellenz

habe ich die Ehre auf das hochgefällige Schreiben vom 22. d. M. ganz gehorsamst zu erwiedern, daß die Königliche Bibliothek folgende 5 Armenische Handschriften besitzt:

1, zwei Armenische Briefe, im 17. Jahrhunderte geschrieben, deren Inhalt mir nicht bekannt ist; befindlich in der Sammlung verschiedener (größtentheils auf die Marattische |sic| Sprache und andere indische Dialekte sich beziehender und meistens unerheblicher) Papiere, welche aus dem Nachlasse des Professors Rüdiger zu Halle erworben worden ist. /: Morgenl. Handschriften in fol. N°//. 160 :/

2, Ein Cantionale Armenicum (so ist diese Handschrift auf einem Vorsatzblatte von dem ehemaligen Bibliothekar Christoph Hendreich bezeichnet worden). 341 Blätter. 4° /: Morgenl. Handschr. quart. N°//. 11 :/

3, Die vier Evangelien. 235 Blätter. 4° /: Morgenl. Handschr. quart. N°//. 12 :/ Diese und die vorhergehende Handschrift sind auf Papier, beide von einem Mönche /: Kronavor :/, mit Namen Ephraim, nach der Mitte des 17 Jahrhunderts, geschrieben worden.

4, Lebensbeschreibungen von Heiligen, auf Papier, 196 Blätter 4° /: Morgenl. Handschr. 4° N°//. 164 :/ ebenfalls im 17. Jahrhunderte geschrieben.

5, Dictionarium Armeno-Latinum, Amstelodami 25 Jan 1670.  collectum a Th. P. /: d.i. wie Hendreich hinzugefügt hat, Theodoro Petraeo:/, 26 beschriebene Blätter nur von sehr unerheblichem Inhalte. /: Morgenl. Handsch. in 8° N°//. 60 :/

Ohne Zweifel waren die letzteren vier Handschriften ehemals in dem Besitze des Königsberger Professors Dr. Petraeus; und es findet sich auch von dessen Hand auf dem Vorsatzblatte des sub N°//. 3 angeführten Manuskriptes die Bemerkung: Quatuor Evangeliorum Domini Nostri Jesu Christi Codex haud antiquus, satis tamen accuratus. Scriptus ab Ephremo Kronavor /: Monacho :/, ut ipse testatur, in fine codicis.

In unseren Acten findet sich aber bei Gelegenheit des Ankaufes der Handschriften des Prof. Petraeus, dessen in meiner Geschichte der Königl. Bibliothek S. 21. erwähnt worden ist, durchaus keine Erwähnung armenischer Handschriften, obwohl ein namentliches Verzeichniß der damals erworbenen Handschriften vorhanden ist; und ich vermuthe daher, daß die sub N°//. 2–5 aufgezählten Handschriften bei einer andern Gelegenheit, vielleicht erst mit der Sammlung des Johann Rave[a] /: Gesch. der Königl. Bibliothek zu Berlin S. 50–52:/ in unsere Bibliothek gekommen sind.

Da diese Armenischen Handschriften sehr späten Ursprungs sind, und ihr Inhalt unwichtig ist: so habe ich davon in der Geschichte der Königlichen Bibliothek nicht besonders reden mögen und die Mittheilung einer Nachricht darüber aufgespart für das Verzeichniß unserer morgenländischen Handschriften, mit dessen Ausarbeitung und Bekanntmachung ich bald mich beschäftigen zu können hoffe.

Ehrerbietigst beharre ich
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
| Handschrift fwilken| Wilken
| Handschrift Schreiber| Berlin am 24. Octbr. 1828.

Anmerkungen

    1. a |Editor| Johann Raue oder auch: Ravius (1610–1679) war der erste Bibliothekar der "churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree", der Vorläuferin der Königlichen Bibliothek und damit der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin.

    Über diesen Brief

    Schreiberschrift mit eigenhändiger Unterschrift
    Schreibort
    Antwort auf
    Folgebrief
    -

    Quellen

    Handschrift
    • Grundlage der Edition: Ehem. Preußische Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Coll. ling. fol. 56, Bl. 31–32
    Druck
    -
    Nachweis
    • Mueller-Vollmer 1993, S. 232, 234
    Zitierhinweis

    Friedrich Wilken an Wilhelm von Humboldt, 24.10.1828. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/498

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