David Friedländer an Wilhelm von Humboldt, 24.08.1816
gütiges fortwährendes Wohlwollen, dessen ich mich erfreue, hat mich mit einem neuen Werke Ihrer Muse beschenkt, das mir – beinahe – den Wunsch entlockt, meine irdische Laufbahn mit dem Anfange dieses Jahrhunderts begonnen zu haben. Warum mußte ich im Jahre 1750 geboren werden!
Gern red’ ich wohl
Mit Kundigen, doch Unkund’gen bleib’ ich unerkannt,
so ruft mir der Wächter, im Agamemnon, laut und warnend
zu. Dies darf mich aber nicht abhalten, Ew. Exzellenz mit dem Gefühl der
innigsten Dankbarkeit meine Verehrung an den Tag zu legen; zudem ich die
belehrende Weisung erhalten: auf den Gesang der Chöre besonders meine
Aufmerksamkeit zu richten. Auch bin ich nicht so alt wie der Greis Barsillai und
lausche ich noch auf edle Stimmen gern[a].
Friedländer.
Charlottenburg, 24. August 1816.
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