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Wilhelm von Humboldt an Heinrich Julius Klaproth, 09.04.1823

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Regest

Ew. Wohlgeboren haben mir durch Ihre mir so gütig und zuvorkommend übersandten Abhandlungen, und zuletzt durch die Asia polyglotta ein so großes und belehrendes Vergnügen gewährt, daß ich Ihnen nicht eingelegentlich genug dafür danken kann. …

Aus Berlin. Dank für Abhandlungen und Asia polyglotta. Hier werden zum ersten Mal die Sprachen dieses Erdteils systematisch geordnet. Nützlich für Humboldts Arbeit zu den amerikanischen Sprachen. Allerdings hat Humboldt Zweifel an der Übertragbarkeit auf die amerikanischen Sprachen. Diese lassen sich nicht so leicht "mit andren zusammenstellen" wie die asiatischen. Der Wortvergleich vor allem funktioniert hier nicht. Gegen Klaproth insistiert Humboldt auf der Beweiskraft der Grammatik – statt der Wörter – für die Sprachverwandtschaft und für die Verschiedenheit der Sprachen. Wörter werden leicht übernommen. Auch gegen Adelung. Der grammatische Bau aber "bleibt ein unumstößlicher Beweis der Verschiedenheit der Sprache von andren". Zum Beispiel Baskisch: muss eigene Muttersprache sein. Allerdings: man muss auf beides sehen. So könnte z.B. die grammatische Ähnlichkeit der amerikanischen Sprachen aus einer gemeinsamen Kultur abzuleiten sein, die Wörter auf die Verwandtschaft verweisen. Dank für die Hinweise über chinesisches Alphabet. Humboldt hat Marshman und Remusat gelesen. Das Chinesische ist ein "Räthsel". Humboldt scheint es, "als sey alles von der Schrift ausgegangen" und die Sprache habe sich "in den schönen und wundervollen Bau [der Schrift] fremd eingemischt". Merkwürdig der Gebrauch der Knoten in Peru, China und Japan. Remusat über das Tatarische in dieser Hinsicht ungenügend. Lob für St. Martins Abhandlung und die sieben Hefte des Asiatischen Journals.

Zitierhinweis

Wilhelm von Humboldt an Heinrich Julius Klaproth, 09.04.1823. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/682