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Wilhelm von Humboldt an Christian Karl Josias Bunsen, Dezember 1829 (Mattson); Januar 1830 (Leitzmann)

Ew. Hochwohlgebohren haben mich durch Ihren freundschaftlichen Brief vom 10. pr. ebenso sehr erfreut, als zum herzlichsten Danke verpflichtet. Die Assecuranz der Spes ist in Hamburg besorgt, und ich werde allerdings wohl die Originalstatue nicht der Witterung Preis geben. Nur die Unannehmlichkeit, wieder ein Jahr länger zu warten, macht mich noch zweifelhaft. Die Untersuchung der Beschaffenheit des Marmors und der Grad der Ausführung der Statue werden mich bestimmen. Entscheide ich mich für den Aufschub, so lasse ich die Statue ganz einfach in Architectur Marmor copiren. Denn diese von meiner Frau selbst bestellte, und immer mit einer Art Sehnsucht erwartete Statue Thorwaldsens auf dem Grabmale zu haben, bleibt mein fester Vorsatz. Wegen der Steine zu den Armbändern schreibt mir Rauch, dass sich die Spes in Cameen, wie er sie mit Ihnen besprochen habe, und wie jeder Stein 10 bis 12 Scudi kosten würde, am besten ausnehmen würde. Ich bitte Ew. Hochwohlgebohren, einen solchen Stein anfertigen zu lassen, und mir hierher zu schicken, damit ich mich dann entscheiden kann, ob ich die andren ebenso bestelle.

Ew. Hochwohlgebohren sind sehr gütig, mir für die Beachtung Ihrer Bemerkungen über unsern Kunstverein zu danken. Ich bin Ihnen vielmehr für die gütige Aufnahme der meinigen verpflichtet. Rauchs Anwesenheit hat in dieser Hinsicht sehr viel gefruchtet. Nach Allem scheint es mir wohl, dass die wahre Verbindung zwischen dem Vereine und den Römischen Künstlern sich nach und nach darauf beschränken wird, dass wir Fertiges kaufen, und die Römischen Künstler unbestellte Sachen uns zum Kauf zuschicken. Wenn diese gut sind, werden sie, wie auch die Erfahrung bisher gezeigt hat, schon angenommen. Dass zu den Prämien nur die noch eigentlich im Studiren Begriffenen concurriren, begreife ich sehr wohl. Es schadet auch sofern nichts, als diese Prämien wirklich zu dem Zwecke eingerichtet sind. Die Ausdehnung der Bestellungen auf andre Preussische Künstler können wir unsres Statutes wegen nicht vornehmen, und Aenderungen in diesem haben wir uns so gut als ganz verschränkt: Ich würde aber auch nicht einmal recht dafür seyn. Der Düsseldorfer Verein ist nur hinterher zu dieser Liberalität gekommen, weil man ihm Anfangs vorwarf, dass er ganz provinziell werden wollte. Er gedeiht sehr, was aus den zwei Ursachen herrührt, dass eine reiche, und auf sich stolze Provinz gleichsam ihre Ehre darin setzt, und dass Schadow ihn allein dirigirt, und unläugbar, neben seinem eignen Künstlerverdienst, ein grosses Talent Schüler zu bilden, und ausserdem viel Weltklugheit besitzt.

Dass Ew. Hochwohlgebohren auch die Klaprothischen Angriffe auf Champollion misbilligen[a], freut mich sehr. Die ganz grundlose Beschuldigung der Verfälschung ist so empörend, und das Ganze athmet Persönlichkeit und Partheigeist. Auf der andren Seite ist es aber auch wahr, dass es Champollion an der wahren gelehrten Grundlage fehlt, und, dass er wohl aus Begierde, wichtige Resultate mitzutheilen, voreilige Behauptungen macht. Ich fürchte sehr, dass dies in seinen Äegyptischen Briefen wieder der Fall seyn mag …

Empfangen Ew. Hochwohlgebohren die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung und freundschaftlichsten Ergebenheit.
Humboldt.

Ich wünschte mit Gewissheit zu erfahren, ob die Jäger oder andre Gewerbe in Italien eine ebenso launische Terminologie, wie unser Schweiss für Blut, Fahrt für Leiter ist, haben, und ob es darüber etwas Gedrucktes giebt. Ew. Hochwohlgebohren hätten wohl die Güte, Sich gelegentlich darnach zu erkundigen.

Zitierhinweis

Wilhelm von Humboldt an Christian Karl Josias Bunsen, Dezember 1829 (Mattson); Januar 1830 (Leitzmann). In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/111

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