Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 12.05.1833
habe ich die Ehre beifolgend Ihren hochgeneigten Brief und das letzte Heft Ihres Werkes zurückzusenden, welches ich nochmals mit dem
lebhaftesten Interesse durchlesen habe. In der bewußten Stelle ist doch das
zweite Wort, wie ich als richtig annehme die Partikel
hi. Man könnte es für {di}
<
di> lesen, was aber keinen Sinn gäbe. Ueber
{samyac}
{chāstram} könnte man ein
graphisches Bedenken haben, wenn aber
Colebrooke so geschrieben hat, so
wird es wohl am besten sein diese Schreibart beizubehalten, und sich bei dieser
Kleinigkeit nicht aufzuhalten. Ich würde |29v|
{samyak}
{śāstram} erwarten nach § 59
meiner Gramm. Forster unterscheidet ein radikales und ein nicht
radicales |sic|
{ca}. Des letzteren habe
ich in meiner Gramm. absichtlich keine Erwähnung
<gethan>, weil, soviel mir bekannt ist, das
{c} am
Ende immer radikal ist, denn es gibt keine Suffixe, die damit enden, und auf
grammatische Kunstausdrücke die damit enden mögen wollte ich keine Rücksicht
nehmen. Forster läßt nun nach letzterem,
zufolge den einheimischen Grammatikern, das
{c} überall
in der palativen Klasse, so daß es sich nur vor Tönenden in
{j} um wandelt. Vor la In Verbindung mit
{śa} läßt Forster
p. 37 n. 33. die
Schreibarten
{ccha},
{cśa} und
{chsa}
<
{chśa} > zu, allein das radikale
{ca} gibt <er>
mit
{śa}
l.c. n. 31. <durch>
{kśa}.
{samyac} ist ein Wort der Art
wie
{pratyac}, welche die Wurzel
{ac} oder
{añc} am Ende haben; sein
{c} muß also vor Gut Con-|30r|sonanten guttural werden.
Zu p. 122 erlaube ich mir zu bemerken, daß im Mahâ-Baratha die Wittwenverbrennung wirklich vorkommt|.| Daß sich Mâdrî, die eine von Pându’s Frauen mit ihm verbrannt habe, habe ich in der Vorrede zu Ardsch. Himmelreise p. X bemerkt. Außerdem habe ich in meinen Auszügen des Mah. in diesen Tagen noch eine merkwürdige Stelle der Art gefunden. Es wird nämmlich |sic| im 16ten Theile des Mahâ-Bhâr. erzählt, daß Ardschun, der sich auf die Nachricht von Krischna’s Tod nach Dvârakâ begeben hatte, dort die Leiche des Vasudêva, des Vaters Krischna’s der bald nach seiner Ankunft starb, verbrennen ließ, wobei vier von Vasudêva’s Frauen, seinen Scheiterhaufen bestiegen. Ich lege meine Abschrift dieser Stelle bei, und verharre in tiefster Ehrerbietung
Ew Excellenzganz gehorsamster
Bopp
Berlin d. 12. Mai 1833
VA
|30v| Wo {lā} geben bedeutet,
mag ihm allerdings wie der primitiven Form
{dā}, die Präp.
{ā} zur Seite
stehen. Eine Erwähnung meiner Vermuthung könnte für mich bei der Bestätigung
Ew Excellenz nur höchst ehrenvoll seyn.
Über diesen Brief
Quellen
In diesem Brief
- Bopp, Franz (1824): Ardschuna’s Reise zu Indra’s Himmel, nebst anderen Episoden des Maha-Bharata, Berlin: Königliche Akademie der Wissenschaften
- Bopp, Franz (1829): Die Sündflut nebst drei anderen der wichtigsten Episoden des Maha-Bharata, Berlin: Dümmler
- Bopp, Franz (1829): Grammatica critica linguae Sanscritae, Berlin: Dümmler
- Colebrooke, Henry Thomas (1808): Cósha, or Dictionary of the Sanskrit Language, Serampore: Carey
- Forster, Henry Pitts (1810): An Essay on the Principles of Sanskrit Grammar, Calcutta: Ferris
- Humboldt, Wilhelm von (1836): Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java, nebst einer Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. In: Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1832, Zweiter Theil
- Mahābhārata
- Mausala Parva (16tes Buch des Mahābhārata)
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