Heinrich Kurz an Wilhelm von Humboldt, 07.04.1831
Ew. Excellenz
habe ich die Ehre, den Brief des Herrn Rémusat mit der Uebersendung[a] desselben zu übersenden[b]. Ich habe in dieser Uebersetzung die unverständliche Stelle des Briefes zu corrigiren gesucht <versucht>, indem es mir schien, daß Herr Rémusat wohl die Worte est adressée durch Versehen ausgelassen haben mag. Ew. Excellenz werden entscheiden, ob diese meine Conjectur anwendbar sei.
Was den wissenschaftlichen Inhalt des Briefes betrifft, so danke ich Ew. Excellenz von ganzem Herzen, daß Sie mir die Gelegenheit verschafft haben, ihn benutzen zu können, denn die Sache ist eben so erschöpfend als meisterhaft behandelt. Durch diesen Brief sind mir viele Zweifel gehoben worden, ob ich gleich auch gestehen muß, daß einige andre nicht vollständig entfernt werden konnten. Ich kann mich immer noch nicht von der Ansicht trennen, welche ich schon in meiner Recension des Julien’schen Werkes angedeutet, und die sich immer fester in mir ausbildet, daß nemlich die Schriftsprache des hohen Alterthums durchaus nicht auch gesprochene Sprache gewesen sei; diese Ansicht aber kann sich mit einigen Angaben des Herrn Rémusat nicht vereinigen.
Doch wage ich es nicht, Ew. Excellenz mit der Auseinandersetzung solcher Ideen aufzuhalten <zu unterhalten>, welche noch nicht vollkommen genug ausgebildet, nicht zur gehörigen Reife gelangt sind, um vor den Richterstuhl Ew. Excellenz gebracht werden zu dürfen.
|131v| Ew. Excellenz haben die Gnade gehabt, mir einen Empfehlungsbrief an den preussischen Gesandten in Rom anzubieten; ich wage es, Ihre ausgezeichnete Güte in Anspruch zu nehmen und Ew. Excellenz um ein solches Schreiben zu ersuchen, das mir gewiß von bedeutendem Nutzen sein wird. Ich weiß noch nicht genau, wann ich abreisen werde, da dieß von den politischen Verhältnissen in Italien nicht wenig abhängt; doch hoffe ich, daß ich in sechs bis acht Wochen mit Sicherheit werde Italiens classischen Boden betreten können.
Genehmigen Ew. Excellenz meiner ausgezeichnetesten Hochachtung und unwandelbaren Ehrfurcht innigste Versicherung, mit welcher ich erharreEw. Excellenz
unterthänigster Diener
Heinrich Kurz.
Anmerkungen
- a |Editor| Gemeint ist "Uebersetzung".
- b |Editor| Beigefügt ist die deutsche Übersetzung des Briefes von Jean-Pierre Abel-Rémusat an Wilhelm von Humboldt vom 4. Januar 1831.
Über diesen Brief
Quellen
In diesem Brief
- Julien, Stanislas (1824–1826): Meng Tseu vel Mencium inter Sinensis philosophos, ingenio, doctrina, nominisque claritate Confucio proximum, 2 Bände, Paris: Dondey-Dupré
- Kurz, Heinrich (1830): [Rez.] Meng Tseu vel Mencium inter Sinensis philosophos, ingenio, doctrina, nominisque claritate Confucio proximum […] illustravit Stanislaus Julien. In: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Band 2, S. 255–270
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