1. Startseite
  2. Briefe
  3. Nr. 192

Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 11.01.1833

Ich bin zwar sehr fleißig mit dem Lesen Ihrer vergleichenden Grammatik beschäftigt liebster Freund kann aber doch unmöglich abwarten daß ich damit ganz zu Ende komme ehe ich Ihren gütigen Brief der so viele schmeichelhafte und freundschaftliche Aeußerungen für mich enthält beantworte. Ich bitte Sie zu glauben daß ich nie aufhöre auf diese Ihre gütige Freundschaft den höchsten Werth zu legen und recht von innigem Herzen wünsche ich daß es Ihnen und den Ihrigen auch in diesem Jahre recht wohl gehen möge. Es ist auch für die Wissenschaft wichtig daß Sie in dem Laufe Ihrer schönen Studien nicht gestört werden mögen. Ich kann Ihnen nicht genug sagen wie Ihre neue Arbeit mich mit wahrer Freude und Bewunderung erfüllt. Man sieht auf jeder Seite daß Sie den Gegenstand so ungeheuer auch sein Umfang ist vollkommen in Ihrer Gewalt haben und ich glaube nicht daß irgend jemand jetzt in demselben Grade als Sie das Talent besitzt gerade immer die Punkte herauszuheben aus welchen das Verfahren der Sprachbildung schlagend hervor leuchtet und die andern bei Seite liegen zu lassen. Man stößt daher bei Ihnen nur auf fruchtbare Bemerkungen und und |sic| es gelingt Ihnen eine ungemeine Fülle von Stoff dennoch auf einem sehr mäßigen Raume zu verarbeiten. Auf Ihre Ausführung der Allgemeinheit der Agglutination bin ich sehr begierig. Schlegel hat in jeder Art Unrecht da man sich bei der Entfaltung aus der Wurzel nichts deutliches denken kann. Auf der anderen Seite aber kann man in den Sprachen wahre von aller Agglutination freie Flexion nicht wegleugnen. Ich glaube eine Meinung zu haben die beiden Theilen gewissermaßen ganz Recht giebt aber den Erklärungspunkt in etwas legt worin man ihn bis jetzt nicht gesucht hat. Ich habe mich gefreut zu sehen daß die Akademie nun auch Zend-Lettern hat. Aber damit liebster Freund bin ich nicht mit Ihnen einig daß Sie die Sanskritbuchstaben in |sic| Deutschen mit so vielen Zeichen ausstatten. Ich werde für die Aspirationen immer h hinzufügen und die Palatinen-Buchstaben wie die Engländer schreiben. Man muß dünkt mich darin das erwählen was den Druck und das Lesen am wenigsten erschwert.

Meine Arbeit geht auch jetzt wenigstens zum Ende eines großen Abschnitts. Mein Kapitel über den Buddhismus auf Java macht ziemlich soviel als die Hälfte meiner ganzen bis- bisherigen |sic| Schrift. Es ist fertig und fordert nur noch eine letzte Durchsicht und einzelne Nachträge. Sobald dies zu Stande ist sehen Sie es und ich lasse den Druck angehen. Es sind dann gewiß funfzehn |sic| gedruckte Bogen fertig und ich kann also den Rest füglich während des Druckes abmachen. Meine körperlichen Schwächlichkeiten machen nur das Arbeiten sehr langsam und rauben ihm viele Stunden des Tages.

Sie besitzen, wenn ich mich nicht sehr irre, W |Beschädigte Stelle|[a] über Mackenzie’s Collection. Ich habe nur den ersten The|Beschädigte Stelle| |il, hät|ten Sie einen zweiten so würde ich ihn mit Vergnügen sehen.

Mit hochachtungsvollster Freundschaft
| Handschrift wvh| der Ihrige,
Humboldt
| Handschrift Schreiber| Tegel den 11.t Januar 1833.


An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin
| Handschrift 2. Schreiber| Kuhrstr No 39

Anmerkungen

    1. a |Editor| Papierstück ausgerissen. Lefmann ergänzt hier "Wilson Catalogue".
    Zitierhinweis

    Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 11.01.1833. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/192

    Download

    Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen

    Versionsgeschichte

    Frühere Version des Dokuments in der archivierten Webansicht ansehen