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Christian Karl Josias Bunsen an Wilhelm von Humboldt, 13.03.1826

|14a| Rom den 13ten März 1826.
Ew. Excellenz

wage ich bei dieser Veranlassung noch mit der gehorsamsten Bitte zu belästigen mich zum Mitgliede des Vereins, den Statuten gemäß, in Vorschlag bringen zu wollen: meinen Beitrag von zwei Actien zu 10 Rthl. jährlich, werde ich sogleich anweisen, wenn mich nicht der Benekesche Bankbruch[a] eines Banquiers beraubt hätte.

In Beziehung auf den Bericht an Ew. Excellenz vom 9ten d. über die Ausrichtung des mir gewordnen höchst angenehmen Auftrags, erlaube ich mir noch hinzuzufügen daß besonders Hr. Catel, Hensel, Grahl, Senff und Ph. Veit einen sehr lebhaften Antheil an der besprochenen Berathung genommen haben. Der Letztere hat mir noch in einem freundschaftlichen Briefchen die Idee ausführlicher entwickelt „daß nach der getroffenen Einrichtung, die eigentliche Preisbewerbung in den ersten Skizzen liege, und das auszuführende Bild nur eine ehrenvolle Beschäftigung sei: daß demnach die Skizzen mit größerer Sorgfalt behandelt werden müßten als man es gewöhnlich von ihnen verlangt, und sich |14b| also vielleicht nicht viele Künstler entschließen könnten und möchten, für den ausgesetzten Preis aufs Ungewisse zu concurriren. Sollte dieß vielleicht der Verein bestimmen, überhaupt hierin eine Aenderung zu treffen, da die Wahl nach Skizzen immer ihre Inconvenienzen hat, und mancher Künstler der bei größerer Muße vortreffliche Werke liefert, nur mittelmäßig skizziert, und umgekehrt. Besonders könnte dieser Fall eintreten bei Gegenständen von der Art wie der vom Verein vorgeschlagnen, wo die genaue Vorherbestimmung weniger eine neue geniale Auffassung zuläßt, die sich auch in einer Skizze aussprechen kann, und wo es also mehr auf eine glückliche Ausführung ankommt.“

Ich glaubte der Aufforderung Ew. Excellenz zu Mittheilungen über die speciellen Aeußerungen einzelner Künstler, in diesem Falle nur hier, aber mit den eigenen Worten des geistreichen Künstlers entsprechen zu können.

|15a| Auf mehrfache Anfrage: ob die Skizzen den Künstlern, und zwar kostenfrei, wieder zugestellt werden würden, habe ich unbedenklich bejahend antworten zu können geglaubt.

Sollte vielleicht der Verein verdienstvolle fertige Bilder römischväterländischer Künstler ankaufen wollen; so wären hier zwei kleine Bilder von Rittig und eins von Dräger, die besondere Berücksichtigung, sowie ihre Urheber Aufmunterung, allgemein zu verdienen scheinen. Dieß ist mir von Hr. Catel im Namen der übrigen als unmaßgebliche Notiz mitgetheilt. –

Leider kann ich Ew. Excellenz mit Hr. v. Olfers noch nicht die 30 <das 32> halbzeilige I phoenizische Fragment zuschicken, das Lanci von einem Mumienkrämer aus Aegypten gekauft hat, und herausgeben will, als Fragm. historiae antiquissimae Aegypti, seinetwegen von Sanchuniathon. – Im Mai werden wir Champollion und |15b| und |sic| seinen Antagonisten Seyffarth in Rom sehen, wenn sie sich nicht vorher unter den Aegyptischen Trümmern des Turiner Museums begraben oder zu Schanden werfen. – Die Regierung will alle Obelisken prachtvoll zeichnen und stechen lassen.

Indem ich mich mit meiner Frau Ihro Exzellenz und Ihrer ganzen verehrten Familie aufs ehrerbietigste empfehle, verharre ich mit wahrer Verehrung
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
Bunsen

Anmerkungen

    1. a |Editor| Am 1. Februar 1826 war das in Berlin ansässige Bankhaus Gebrüder Benecke in Konkurs gegangen. Siehe hierzu die Carl Maria von Weber Gesamtausgabe. [FZ]

    Über diesen Brief

    Eigenhändig
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    Folgebrief
    -

    Quellen

    Handschrift
    • Grundlage der Edition: Jena, ThULB, Nachlass Leitzmann, Inv.-Nr. 11
    Druck
    • Leitzmann 1949, S. 11 (Ausz.)
    Nachweis
    • Mattson 1980, Nr. 11899
    Zitierhinweis

    Christian Karl Josias Bunsen an Wilhelm von Humboldt, 13.03.1826. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/2

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