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  3. Nr. 314

Wilhelm Gericke an Wilhelm von Humboldt, 14.12.1834

|138r| Hochgeborner Herr,
Hochgebietender Herr Staatsminister,
Gnädiger Herr!

Ew. Excellenz erhalten beifolgend ein Schreiben, das einem Briefe beigefügt war, den ich vor einigen Tagen von meinem Bruder, dem Directeur des Instituts der Javanischen taal zu Surakarta auf der Insel Java, über Amsterdam durch Herrn Buchhändler Johannes Müller erhielt. Zugleich bin ich so frei, Ew. Excelenz |sic| anzuzeigen, daß ich im Besitz der von meinem Bruder bearbeiteten Malaiischen Sprachlehre nebst Lehr- und Wörterbuch bin, und daß es mir ein außerordentliches Vergnügen gewähren würde, wenn ich Ew. Excelenz |sic| dieses von einem geborenen und erzogenen Deutschen bearbeitete Malaiische Werk, zur Ansicht vorlegen dürfte.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre mich zu zeichnen
Ew. Excellenz
unterthänigster Diener
Wilh. Gericke,
Schulvorsteher.


Jägerstr. No. 18.
Berlin, d. 14. Decbr. 1834.
|138v vacat|


|Anhang|
|139r| | Handschrift Müller|[a]
Hochgebohrener Herr Baron!

Ein heute von meinem Freunde Gericke eingegangenes Schreiben vom 3ten Mai enthält gar nichts besonderes, indessen wollte ich dennoch nicht unterlassen Ew: Excellenz Einliegendes mitzutheilen. – Von der Mahabarata bestehet, soviel ich weiß, keine vollständige Uebersetzung, sollte dies aber dennoch der Fall seyn, so wollte ich Ew: Exc: ergebenst ersuchen mir diese gütigst namhaft zu lassen<machen>, ich werde alsdann nicht nachlassen eine solche an Hr. Gericke zu besorgen. – Leider ersehe ich aus dem Brief, daß Hr. Gericke noch ein Schreiben von mir, vom August 1833, nicht erhalten hatte, ich bezweifele nicht, oder es wird derselbe sich nach Eingang desselben an Ew: Excellenz schriftlich wenden.

Mit Achtung    Ew: Excellenz!    ganz ergebener Diener
Johannes Müller.

|139v: Anschrift|
Sr. Excellenz
dem Hochgebohrenen Herrn Baron
W. von Humboldt, Staatsminister
Sr. Maj. des Königs
in Berlin.


|Anhang| |140r| Auszug.
Surakarta 3t. Mai 1834.

Ich arbeite noch immer an dem Javanschen |sicWörterbuch, das mir unbegreifliche Mühe und Arbeit verschafft. Zur Ergänzung und Berichtigung desselben gebrauche ich in diesem Augenblick die Javanschen Gesetzbücher in Prosa und die Broto Judo[b]./. Mahabarat ./. ein episches Gedicht. Man hat einzelne Bruchstücke des Mahabarat in Uebersetzungen aus dem Sanskrit doch meines Wissens bestehet noch keine vollständige Uebersetzung des Ganzen, sollte eine solche etwa später erschienen seyn, so bitte ich Sie mich in Besitz derselben zu stellen. Die Broto Judo ist ursprünglich im Kawi oder der Sprache der Javanschen Gelehrten geschrieben, ich freue mich, daß ich es soweit gebracht habe, sie im Ursprünglichen verstehen zu können. Wenn nicht noch in diesem Jahr so hoffe ich wenigstens künftiges Jahr eine Reise nach dem östlichen Theile von Java, nach Sumarang[c] und Bali zu machen. Im vorigen Jahr habe ich das djokjakartische Reich, |140v| die Provinzen Tagelea, Bannju-Mas, Kadu und zugleich die Ruinen von Brambannan, Boro-Budor und Dieng besucht.

|141r/v vacat|

Anmerkungen

    1. a |Editor| Siehe auch Johannes Müller an Wilhelm von Humboldt, ohne Ort, ohne Datum.
    2. b |Editor| vermutlich: Brata Yudha
    3. c |Editor| Semarang im Osten Java.

    Über diesen Brief

    Eigenhändig
    Schreibort
    Antwort auf
    -
    Folgebrief
    -

    Quellen

    Handschrift
    • Grundlage der Edition: Ehem. Preußische Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Coll. ling. fol. 53, Bl. 138–141
    Druck
    -
    Nachweis
    • Mueller-Vollmer 1993, S. 211
    Zitierhinweis

    Wilhelm Gericke an Wilhelm von Humboldt, 14.12.1834. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/314

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