1. Startseite
  2. Briefe
  3. Nr. 480

Friedrich August Rosen an Wilhelm von Humboldt, 01.03.1826

 Ew. Excellenz

nehme ich mir die Freiheit, hier eine Stelle des Hitopadesa mitzutheilen, welche vielleicht dazu dienen kann, die von Chézy vorgeschlagene Erklärung des  Sankskrit {maraṇadatiricyate}  Bhagavadg. Lect. II. sloc. 34. zu unterstützen. Sie steht kurz vor dem Ende des Hitopadesa, pag. 160, lin. 4. der Serampor. Ausgabe:[1]

 Sankskrit {aśvamedhasahasrañca}  Sankskrit {satyañca}  Sankskrit {tulayā}  Sankskrit {dhṛtaṃ}

 Sankskrit {aśvamedhasahasrāddhi}  Sankskrit {satyamevātiricyate}

Wilkins übersetzt (: pag. 288:) dieß Distichon so: Truth being weighed against a thousand Aswă-mēdhă-sacrifices  was found to be of more consequence than the whole thousand offerings. – Außerdem habe ich nur noch einige Stellen bemerkt, in denen die Wurzel  Sankskrit {ric}, mit  Sankskrit {ati} verbunden, ebenfalls in der Bedeutung des Uebertreffens, Hervorragens, Vorwaltens angewendet ist. So heißt zb. eben-falls im Hitopadesa (pag. 11. lin. 10. des Bernsteinschen Fragmentes):

 Sankskrit {svabhāva}  Sankskrit {evātra}  Sankskrit {tathātiricyate}  Sankskrit {yathā}  Sankskrit {prakṛtyā}  Sankskrit {madhuraṃ}  Sankskrit {gavāṃ}  Sankskrit {payaḥ}

welches Wilkins ( p. 18.) so übersetzt: In this matter the natural disposition of his wicked spirit prevails, even as the milk of the cows is by nature sweet. – Ebendaselbst, pag. 40. lin. 12. 13. steht folgendes Distichon:[2]

 Sankskrit {acintitāni}  Sankskrit {duḥkhāni}  Sankskrit {yathaivāyānti}  Sankskrit {dehināṃ}

 Sankskrit {sukhānyapi}  Sankskrit {tathā}  Sankskrit {manye}  Sankskrit {daivamatrātiricyate}

„As, to corporeal beings, unthought-of troubles arrive; so, in like manner, do blessings make their appearance. In this I think providence has extended them farther than usual.“ (Wilkins, p. 67.) Einige andere Stellen, die ich mir über den Gebrauch der Wurzel  Sankskrit {ric} noch angemerkt hatte, entfernen sich von der in Frage stehenden Stelle der Bhagavadgita zu sehr, als daß man aus ihrer Vergleichung eine Erläuterung für die letztere zu ziehen hoffen dürfte; und schon unter den drei hier mitgetheilten zeigt nur die erste den charakteristi-schen Gebrauch des Ablativs für die verglichene zweite, übertroffene Sache.

Ehrerbietigst empfehle ich mich als
Ew. Excellenz
gehorsamster
Fr. Rosen.
Berlin den 1sten März 1826.

Anmerkungen

  1. 1 |WvH| Londoner Ausg. 118. sl. ult.
  2. 2 |WvH| Londoner Ausg. p. 30. l. 8.
    Zitierhinweis

    Friedrich August Rosen an Wilhelm von Humboldt, 01.03.1826. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/480

    Download

    Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen

    Versionsgeschichte

    Frühere Version des Dokuments in der archivierten Webansicht ansehen