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Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 05.09.1819

Hochgebietender Herr Minister!

Es ist mir eine sehr große Freude durch Ueberschickung beyliegenden Werkes, mit dessen gnädiger Annahme mich zu beehren ich Ew. Exellenz |sic| unterthänigst bitte, eine Gelegenheit zu haben mich in Ihrem Andenken zurückzurufen und mich Ihrer ferneren Gewogenheit ehrerbietigst zu empfehlen. Möchten Ew. Exellenz |sic| dieses kleine Geschenk als ein Pfand meiner Verehrung und Dankbarkeit ansehen, und diesem ersten Versuche, einen Indischen Original-Text mit einer lateinischen Uebersetzung zu liefern, Ihre Theilnahme schenken! Es ist eine Episode aus dem Mahábhárat, die sich durch vorzügliche poetische Schönheit auszeichnet; ich habe mich bestrebt dem Original von Wort zu Wort zu folgen, und glaube daher, daß dieses Werkchen dem Studium der Sanskrit-Sprache zu einer angenehmen Einleitung dienen könne. Hier scheint man von ihm eine günstige Meinung zu hegen, indem man dessen Gebrauch auf der Orientalischen Schule zu Hertford eingeführt hat; Wilkins hat es der Ostind. Compagnie sehr gut anempfohlen.

Aber ohngeachtet einer so schmeichelhaften Aufnahme, die es bey den hiesigen Kennern des Sanskrits gefunden, würde ich dennoch, wegen des sehr großen und meine Erwartungen übersteigenden Kosten-Aufwandes, den mir der Druck desselben veranlaßt, Ursache haben diese Unternehmung zu bereuen, wenn sie nicht besonders dazu beyträgt meinem Gesuche um eine Anstellung und Verlängerung meines hiesigen Aufenthaltes ein günstiges Gehör zu verschaffen. Eine Empfehlung Ew. Excellenz würde mir in dieser Angelegenheit von dem größten Gewichte seyn, und mich der Erfüllung meiner Wünsche mit Zuversicht entgegen sehen lassen. Ich bitte Ew. Excellenz in sofern hierum, als Sie solches für gut achten und mich Ihrer Unterstützung nicht unwürdig finden, und bin von der Gnade Ew. Excellenz zu sehr überzeugt, als daß ich in diesem Falle eine Verweigerung meiner Bitte befürchten könnte.

Colebrooke hat, wie Ihnen wohl bekannt seyn wird, seine ganze Manuskripten Sammlung der Ostindischen Comp. geschenkt, deren Bibliothek hierdurch im Fache der Indischen Litteratur zu einem außerordentlichen Reichthum herangewachsen ist. Ich wünsche daher meinen hiesigen Aufenthalt so sehr als möglich zu verlängern, besonders da ich jetzo ein Studium der Veda’s begonnen habe, wovon uns noch so wenig bekannt ist.

In tiefster Verehrung verharrt,
Hochgebietender Herr Minister,
Ew. Excellenz
Unterthänigster
F. Bopp.
London, am 5ten Sept. 1819
37 Windsor Terrace
City Road.

Über diesen Brief

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-
Folgebrief

Quellen

Handschrift
  • Ehem. Berlin, AST
Druck
  • Grundlage der Edition: Lefmann 1897, S. 3f.
Nachweis
  • Mattson 1980, Nr. 11542
Zitierhinweis

Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 05.09.1819. In: Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der Sprachwissenschaftlichen Korrespondenz. Berlin. Version vom 15.03.2023. URL: https://wvh-briefe.bbaw.de/79

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