Sie haben theuerster Freund, die Güte gehabt mir vor einem Jahr oder
länger ein Verzeichniß der Handschriften zu schicken, welche
Lady Raffles
der Asiatischen Gesellschaft in
London
geschenkt hatte. Ein gleiches hat
sich Herr Jacquet
in
Paris
verschaft und im
nouveau Journal
Asiatique
abdruken lassen wo namentlich die
Titel der Javanischen IX 253.
stehen. Es finden sich aber in beiden Abschriften mehrere Varianten und Sie würden mich ausnehmend verbinden wenn Sie die
innliegende ganz genaue Abschrift noch einmal selbst
collationiren und wo es nöthig ist verbessern lassen wollten. Wo ein Fehler ist
bitte ich immer am Rande das ganze Wort nach dem Original zu wiederholen.
Sollten bei den Javanischen Manuskripten sich
hie und da Notizen in Englischer Sprache gefunden werden so würde es mir sehr
angenehm sein diese da sie wohl immer nur sehr kurz sein dürften zugleich in
Abschrift zu erhalten. Die Malayischen intereßiren mich
nicht bis zu diesem Grade.
Ich habe mich sehr gefreut vom Herrn Stenzler
zu hören daß es Ihnen in
London
erwünscht
geht und daß Sie auch mit Ihren wissenschaftlichen Beschäftigungen immer weiter
vorrücken. Es thut mir nur innigst leid daß wir darum Sie hier entbehren müssen.
Indeß ist es gewiß für Sie selbst und noch vielmehr für die Wissenschaft ein
großer Gewinn, daß Sie so viele Jahre den Quellen der Arbeiten nahe
bleiben welchen Sie Sich widmen. Mit meiner Gesundheit geht es zwar viel
leidlicher als ich es eigentlich erwarten könnte. Meine Arbeiten rücken aber
langsam vor indeß hoffe ich doch meine Schrift über die Kavi Sprache in Kurzem zum Ende zu bringen.
Die Arbeit ist mir dadurch bedeutend unter den Händen gewachsen daß ich mich
sehr vollständig auf den alten Religionszustand
Javas und den Einfluß des Buddhismus darauf eingelassen habe.
Ich hoffe liebster Freund recht bald erwünschte Nachricht von Ihnen
zu erhalten und wiederhole Ihnen indeß die Versicherung meiner herzlichen
und aufrichtigen Hochachtung.
Humboldt
Tegel den 25te November 1832.