Wilhelm von Humboldt an Friedrich August Rosen, 25.11.1832<idno type="BBAW">1014</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Marbach, Deutsches Literaturarchiv, 62.192 Mattson 8465 Jacquet, Eugène Vincent Stanislas Raffles, Lady Sophia Stenzler, Adolf Friedrich Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java [Manuskript] Jacquet, Eugène: Mélanges malays, javanais et polynésiens. Appendix I: Copie de la liste des manuscrits javanais donnés à la Société royale asiatique de Londres par lady Raffles. In: Nouveau Journal Asiatique 9, 1832, S. 253–257 Sie haben theuerster Freund, die Güte gehabt mir vor einem Jahr oder länger ein Verzeichniß der Handschriften zu schicken… Humboldt, Wilhelm von Tegel Rosen, Friedrich August 22.01.1833 Schreiberschrift; Unterschrift von Humboldt Javanisch Kawi Malaiisch FZ 06. Januar 2014 in Bearbeitung

Sie haben theuerster Freund, die Güte gehabt mir vor einem Jahr oder länger ein Verzeichniß der Handschriften zu schicken, welche Lady Raffles der Asiatischen Gesellschaft in London geschenkt hatte. Ein gleiches hat sich Herr Jacquet in Paris  verschaft und im nouveau Journal Asiatique  abdruken lassen wo namentlich die Titel der Javanischen IX 253. stehen. Es finden sich aber in beiden Abschriften mehrere Varianten und Sie würden mich ausnehmend verbinden wenn Sie die innliegende ganz genaue Abschrift noch einmal selbst collationiren und wo es nöthig ist verbessern lassen wollten. Wo ein Fehler ist bitte ich immer am Rande das ganze Wort nach dem Original zu wiederholen. Sollten bei den Javanischen Manuskripten sich hie und da Notizen in Englischer Sprache gefunden werden so würde es mir sehr angenehm sein diese da sie wohl immer nur sehr kurz sein dürften zugleich in Abschrift zu erhalten. Die Malayischen intereßiren mich nicht bis zu diesem Grade.

Ich habe mich sehr gefreut vom Herrn Stenzler zu hören daß es Ihnen in London erwünscht geht und daß Sie auch mit Ihren wissenschaftlichen Beschäftigungen immer weiter vorrücken. Es thut mir nur innigst leid daß wir darum Sie hier entbehren müssen. Indeß ist es gewiß für Sie selbst und noch vielmehr für die Wissenschaft ein großer Gewinn, daß Sie so viele Jahre den Quellen der Arbeiten nahe bleiben welchen Sie Sich widmen. Mit meiner Gesundheit geht es zwar viel leidlicher als ich es eigentlich erwarten könnte. Meine Arbeiten rücken aber langsam vor indeß hoffe ich doch meine Schrift über die Kavi Sprache in Kurzem zum Ende zu bringen. Die Arbeit ist mir dadurch bedeutend unter den Händen gewachsen daß ich mich sehr vollständig auf den alten Religionszustand Javas und den Einfluß des Buddhismus darauf eingelassen habe.

Ich hoffe liebster Freund recht bald erwünschte Nachricht von Ihnen zu erhalten und wiederhole Ihnen indeß die Versicherung meiner herzlichen und aufrichtigen Hochachtung. Humboldt  Tegel den 25te November 1832.