Wilhelm von Humboldt an August Wilhelm von Schlegel, 24.10.1832<idno type="BBAW">1109</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Bonn, ULB, Inv. S 507: 27 Leitzmann 1908, S. 257f. Mattson 8461 Crawfurd, John Humboldt, Alexander von Lassen, Christian Raffles, Sir Thomas Stamford Crawfurd, John / Raffles, Thomas Stamford: An Inscription from the Kawi or ancient Javanese language, taken from a stone found in the district of Surabaya on Java, translated into the Modern Idiom by Nata Kusuma, Panambahan of Sumanap (Madura). In: Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen, 8e deel (Batavia: Lands Drukkerij 1826), S. 315–325 Schlegel, August Wilhelm von: Réflexions sur l’étude des langues asiatiques adressées à Sir James Mackintosh, suivies d’une lettre à M. Horace Hayman Wilson (Bonn: E. Weber 1832) Ew. Hochwohlgeboren werden sich wundern, einen Brief von mir aus dieser äußersten Insel Deutschlands zu empfangen.… Humboldt, Wilhelm von Tegel Schlegel, August Wilhelm von Schreiberschrift mit eigenhändiger Unterschrift Buginesisch Javanisch Kawi Malaiisch Sanskrit Tagalog KS 30. Januar 2014 in Bearbeitung, gegengelesen von AD 26. Februar 2014

Oben rechts in Schlegels Handschrift: "vom 24sten Oct. 32." Ew. Hochwohlgeboren haben die Güte gehabt, mir durch meinen Bruder so freundlich anzubieten, mir eines oder das andre der Ihnen von Crawfurd geschenkten Manuscripte leihen zu wollen, daß ich nicht länger anstehen kann, Ihnen meinen herzlichsten und verbindlichsten Dank dafür abzustatten. Die Bugis Handschrift kann mir nicht dienen. Ich habe selbst eine sehr schöne von Crawfurd . Bei den wenigen Hülfsmitteln aber, die man bis jetzt über die Sprache besitzt, wäre es ein vergebliches Unternehmen, sich damit zu beschäftigen. Die beiden Javanischen Handschriften würden mich intereßiren, wenn sie vielleicht Kavi Handschriften oder aus dem Kavi übersetzt wären. Auch wenn sie, was aber schwerlich der Fall ist, mit Hülfsmitteln versehen wären, würde ich sie gern durchlaufen. Ich kenne das Javanische grammatisch genau und habe Mehreres von aller Uebersetzung entblößt gelesen. Wo das sehr mangelhafte Wörterbuch mich verläßt, bleibt noch die Analogie des Malayischen und Tagalischen. Wo aber auch diese nicht ausreicht, da versiegt natürlich auch das Verständniß. Ich habe durch Crawfurds außerordentliche Güte endlich den Text des von Raffles so fehlerhaft abgedruckten Kavi Gedichtes erhalten. Zum Theil ist eine Javanische Paraphrase der einzelnen Wörter und eine Javanische Uebersetzung dabei. Dies neue Hülfsmittel veranlaßt mich eine schon fertige Schrift über das Kavi ganz von neuem durchzuarbeiten. Ich bin nun auch darauf gekommen, tiefer in die Frage des Buddhismus auf Java einzugehen und habe die Buddha Bilder und bei Gelegenheit der großen Pyramide im Distrikt von Kedu die Dagop (doch wohl eigentlich dêhagup oder dêhagôpa ) vorzüglich ausführlich abgehandelt. Nur hindert mich sehr die Schwäche meines Gesichts und daß ich Alles dictiren muß. Beides macht das Arbeiten langsam und unsicher.

Für die gütige Uebersendung Ihrer neuen französischen Schrift sage ich Ew. Hochwohlgeboren meinen herzlichsten Dank und bitte Sie, denselben auch Herrn Lassen in meinem Nahmen auszudrücken. Ich habe leider nur erst die Vorreden lesen können, die mich aber ungemein angezogen haben.

Erhalten Sie mir Ihr gütiges Andenken und erlauben Sie mir, Ihnen die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung zu wiederholen. Humboldt  Tegel den 24.st October 1832.
An Herrn Professor und Ritter A. W. von Schlegel Hochwohlgeboren in Bonn .
An Herrn Professor und Ritter A. W. von Schlegel Hochwohlgeboren in Bonn