So unglaublich lange es auch her ist, daß ich Ihnen nicht schrieb, liebster Freund, so rechne ich doch auf Ihre nachsichtsvolle Freundschaft, daß Sie mir dieß ueberlange Stillschweigen verzeihen werden. Ich bin glücklicher- oder unglücklicherweise schon wegen Unfleißes im Briefschreiben bekannt, u. daß nur eine solche oder andre zufällige Ursach an der Unterbrechung unsres Briefwechsels Schuld haben konnte, brauche ich Ihnen gewiß nicht erst zu versichern. Mit demselben Vertrauen, das Sie mir sonst erlaubten, bin ich also auch heute so frei, mich an Sie mit einer Bitte zu wenden.
Wenn Sie, wie ich vermuthe, häufig das Reimarusische oder Reinhardsche Haus
besuchen, so wissen Sie unstreitig schon, daß ich bestimmt bin in wenigen
Monaten nach Italien zu gehen.
Sie würden mir daher einen außerordentlichen Gefallen erzeigen, mein liebster Freund, wenn Sie mir, aber sobald es nur immer möglich ist, recht zuverlässige Auskunft über folgende Punkte, schicken könnten:
1., Ob gewöhnlich, oder doch häufig Schiffsgelegenheiten für Abschickung von
Kisten von
2., Wann wohl das nächste zu einer solchen Absendung zu benutzende Schiff jetzt
nach dies es mit diesem für mich zu spät seyn sollte? wann wieder eins
abgeht? u. wieviel Zeit wohl mit der ganzen Reise von
3., Wieviel an Fracht der Centner von
Habe ich auf diese Fragen durch Sie, mein liebster Freund, eine vorläufige
Antwort, so bin ich nachher weit entfernt, Sie noch ferner mit diesem Auftrag
bemühen zu wollen. Ich würde mich dann an
Mit meiner Spanischen Reisebeschreibung habe ich jetzt auch einen
Definitiv-Entschluß gefaßt. Ich werde mich bloß darauf beschränken eine Reise
durch Biscaya zu schreiben. Diese wird den Titel führen:
Die Vasken, oder
Bemerkungen auf einer Reise durch Biscaya u. das Französische Basquenland im
Frühlinge des Jahres 1801. nebst Untersuchungen über die Vaskische Sprache u.
Nation, u. einer kurzen Darstellung ihrer Grammatik u. ihres Wörtervorraths.
Ich muß Ihnen nemlich sagen, weil es sehr erlaubt ist, dies nicht zu wissen, daß
die Vaskische Sprache (le Basque) eine der ältesten bekannten Muttersprachen
Europens ist, daß man noch gar keine gründliche in Frankreich, England oder
Deutschland gangbare Schrift über sie, sondern nur eine sehr seltne spanische u.
fr eine nicht häufigere Französische (beide sehr
mangelhaft) Grammatik, u. ein noch viel seltneres Spanisches Wörterbuch hat. Ich
bin eigentlich in Rücksicht der Sprache im Lande herumgereist, habe eine Menge
handschriftlicher Hülfsmittel gesammelt u. gebe nun 1., ein Tagebuch meiner
Reise, das eine Schilderung des Landes, u. der Sitten der Nation enthältSchriften zur Anthropologie der Basken, hrsg. von
Bernhard Hurch, Paderborn: Schöningh (= Wilhelm von Humboldt. Schriften zur
Sprachwissenschaft II/1), S. 79–101. [FZ]sten Theil d.i. das Tagebuch
ganz u. vom übrigen ein Stück fertig. Den Rest vollende ich, höchstens bis
Ostern in
Ich spreche Ihnen weitläuftiger u. ausführlicher hierüber, weil Sie mir einmal
den Gedanken äußerten, Verleger dieser Reise werden zu wollen. Sie wissen, mein
liebster Freund, wie ich mich schon damals darüber äußerte, u. so ist es noch
damit. Freilich muß ich mir zur ersten Bedingung, den Druck in wenn es nicht
ganz u. gar
u.
recht sehr
Ihre Convenienz
ist, die Sache ja mit Stillschweigen zu übergehen. Ich glaubte es nur
dem, was wir bisher darüber gesprochen haben, schuldig zu seyn, es Ihnen zuerst
anzubieten. Dagegen würde es mir außerordentlich leid thun, wenn Sie am S Ende, da man für den Abgang eines solchen Werks nie
stehen kann, Ihre Rechnung nicht dabei fänden.
Ich habe länger geschrieben, als ich dachte, u. muß jetzt eilen, den Brief nach