Barthold Georg Niebuhr an Wilhelm von Humboldt, 13.04.[1822]<idno type="BBAW">126</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Verschollen; zuletzt bezeugt im Verst.kat. 93 der Fa. K.E. Henrici (Berlin, 1924), Nr. 239 Grundlage der Edition: Harnack 1896, S. 58f. Mattson 11686 Borgia, Kardinal Stefano Ich weiss, mein höchstverehrter Freund, dass Sie zu den ganz einzelnen Menschen gehören, die immer können was sie sollen und wollen … Niebuhr, Barthold Georg Rom Humboldt, Wilhelm von 28.02.1822 Sanskrit FZ 24. März 2020 in Bearbeitung
Rom, 13. April.Der Brief nimmt Bezug auf Humboldts Brief vom 28. Februar 1822, daher wird er auf den 13. April dieses Jahres zu datieren sein. [FZ] Herrn von Humboldt Excellenz.

Ich weiss, mein höchstverehrter Freund, dass Sie zu den einzelnen Menschen gehören, die immer können was sie sollen und wollen, und sich nie vorzuwerfen haben etwas versäumt zu haben, und das ist sehr schlimm für mich da ich so schmählig gegen Sie versäumt habe. Ich habe Ihnen nicht blos zum Dank, sondern als Gelehrter zum Gelehrten, nicht ohne einige Anmerkungen über ihre richtigeSollte es heißen: "wichtige"? AbhandlungDamit ist wahrscheinlich Humboldts Abhandlung Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der Vaskischen Sprache gemeint, die 1821 bei Dümmler in Berlin erschien. [FZ], die ich seit 10 Monaten habe, schreiben wollen, und bin nie dazu gekommen: immer laufen mir ungebetene Beschäftigungen, meistens für andere, in die Quere, und da ich nicht zu meinen eigenen Arbeiten kommen kann, so müssen mir andere verzeihen wenn ich mich nicht mit dem beschäftige womit ich könnte und sollte.

Ihre neuesten Geschenke habe ich noch nicht einmal lesen können, obgleich sie seit 14 Tagen in meinen Händen sind: aber danken will ich Ihnen doch jetzt, mit Vorbehalt eines bestimmtern Dankes.

Ob sich etwas hier für Sanscritlitteratur findet, will ich treulich untersuchen. In der Vaticana möchte ich behaupten, nein: tamulische Bücher sind da. Auf der Propaganda könnte einiges seyn. Es geht ein Gerede dass die Propag. Stücke von der borgiaschen Sammlung verkauft: sie ist großer GeldnothNach dem Tod des Kardinals Stefano Borgia im Jahr 1804 gab es einen Erbschaftstreit zwischen der Progaganda Fide, deren Präfekt Borgia gewesen war, und der Familie Borgia, aufgrund dessen die Sammlung des Museum Borgianum (die Privatsammlung von Handschriften, Münzen, Karten etc.) verkauft werden musste. [FZ]. Wenn Sanscritbücher zu kaufen wären, wollten Sie die Bibliothek veranlassen sie zu nehmen?

Sie beneiden mir meinen Aufenthalt hier: ich wollte dass ich es verdiente beneidet zu werden. Das Schlimmste ist, dass ich mich hier acclimatisire, und am Ende mich irgendwo in Deutschland (welches nicht Preussen allein ist) doch fremd und entwöhnt fühlen werde.

Mit herzlicher Verehrungder Ihrige.