Sanskrits, noch
der Germanischen Sprachen zu, eine solche Arbeit eigentlich beurtheilen zu
können. Ich will Ihnen indeß ganz offen, und so kurz ich kann sagen, was bei mir
doch noch die volle Ueberzeugung hemmt. Vielleicht kann es Ihnen Gelegenheit
geben, einigen Einwendungen im Voraus zu begegnen, oder einigen Stellen mehr
Ausführung und Deutlichkeit zu geben.
Die Sätze, die Sie beweisen wollen, sind, wenn ich
1., das Indische guna
2., der Deutsche Ablaut ist, ob er sich gleich vom Indischen guna
3., es ist daher unrichtig, daß Grimm
Da der Ablaut das stärkste und scheinbar unwiderleglichste Beweis ursprünglicher
Flexion war, so entscheidet diese Untersuchung auch
über diese Grundfrage der Sprachbildung.
Soll man nun diese Theorie prüfen, so kommt es auf die doppelte Frage an:
1., ist das Indische guna
2., ist nicht, wenn dies auch der Fall wäre, der deutsche Ablaut von demselben wesentlich verschieden?
Daß Grimm
Guna
Sie suchen den Einfluß der Endungen auf das guna
Conjugation im Annehmen und Nichtannehmen des guna
ein Erklärungsver
guna
Conjugation angewendet werden. Denn die Endungen der 1. und 6. Classe
sind dieselben, u. jene fordert immer, diese verwirft guna
nomina sagen Sie selbst, daß die Natur der Endungen ganz
unwirksam ist. Sie führen zwar Gründe an, dies zu erklären, allein sie
erscheinen mir nicht genügend. Es ließe sich wohl begreifen, daß Nomina bald aus reinen, bald aus verstärkten Verbalformen entstünden; dann müßte aber die Abänderung
des Vocals nicht nicht von der Natur des Suffixes abhängen. Nun ist dies aber offenbar der Fall,
u. mithin müßte auch, dünkt mich, wenn es auf die Kürze und das Gewicht der
Endung ankäme, dies Gesetz gleichfalls bei der Ableitung gelten. Endlich aber
sehe ich auch bei der 2. Conjugation noch Zweifel zu
heben. Denn auf der einen Seite giebt es in den ersten vier Zeiten Endungen ohne
guna
guna
plur praes, das sing. imper. das sich vollkommen mit sing. praet. I. âtman.
Auf diese Einwendungen, liebster Freund, müssen Sie Sich gefaßt machen, denn ich
gestehe, daß ich s mir die daraus entstehenden
Zweifel nicht zu lösen weiß. Ich habe oft darüber nachgedacht, woher gerade die
bekannten Verbalbeugungen guna
guna
Vocalwechsels einsieht.
Wäre er indeß bloß phonetisch, so müßte guna
guna
taddhita
Suffixe
keine conversion haben, dagegen die Kridanta
Unadi
Primitiven haben. Das guna
Substantiva, die durch Unadi
Kridanta
suffixe entstehen, von Wurzeln herkommen u. insofern Verbal sind, erfahren sie auch das guna
Substantiven geb oder Adjectiven gebildeten
nehmen nur Wriddhi
guna
guna
Verbum
ausschließlich eigenthümlich u. insofern grammatisch. Es ließe sich indeß
freilich sehr gut denken, wenn nur die obigen Zweifel gelöst wären, daß dasselbe
wirklich eine phonetische aber nur innerhalb des Verbums
sich ereignende Erscheinung wäre.
Ich habe mich gewundert, daß Sie den Umstand, daß der End Consonant einfach seyn muß, bloß bei der Verwandlung des a
e
guna
Consonant den Stamm Vocal gegen
den Einfluß der Endsylben auch da schützt. Es erklärt sich auch (wenn ich in
Ihrem System reden soll) daraus recht gut, warum im Griechischen ein End
Perf.
Med. was immer einen einfachen Consonanten vor
der Beugung hat, nicht aber im Aor. 1. act. in o
Aorist meistentheils einen doppelten Consonanten erhält. Wo dies nicht ist, tritt eine andre Conjugationsart ein. Ich weiß aber nicht, ob guna
Vocal in der Mitte
guna
position lang werdender thut.
Noch muß ich beim guna
Diphthongirung des Guna
Sanskritischen Laute ê
ô
f wie lange Vocale schreiben, für Diphthongen zu halten. In der ai
au
orthographisch diphthonge, an sich aber einfache
Laute, wofür ich auch unsre ä
ö
ü
guna
Komme ich nun zur zweiten Frage und zum Ablaut, so ist das Wichtigste zuerst zu
sehen, ob die Anwendung Ihres Gesetzes des Einflusses der Endungen auch solche
Zweifel läßt, als mir bei der Erklärung des guna
guna
Praesens u. Perfectum bewirkt, den Imperativ aus dem Spiel
läßt, und dagegen oft auf das Participium
einwirkt. Sollte dies, was so durchaus wie ein organisches Gesetz aussieht, nun
zufällig, u. einem Einfluß von Endungen zuzuschreiben seyn? Plurals des Praet. für Ihre Meinung sprechen. Allein die ganze
Erscheinung des Ablauts führt doch eine Bedeutsamkeit mit sich, deren Gefühl
sich unwillkürlich aufdrängt, u. welche den Ablaut in eine ganz andere Klasse,
als das guna
ago
egi
Grimm
Vocalwechsel ist hat auch nicht den
grammatischen Charakter des Ablauts.
Absichtlich grammatisch ist gewiß kein Vocalwechsel.
Aller in Ableitung u. Conjugation rührt, dünkt mich,
immer entweder von der Natur der Buchstaben od. ihrem Einfluß auf einander, oder
vom Accent her. In mehreren Sprachen, namentlich im Ungrischen verlangen sich od. bilden sich starke u.
schwache Vocale regelmäßig an. Allein vorzüglich wichtig
ist der Accent, u. es ist offenbar, daß er oft die
Beschaffenheit der ihm unterworfenen Laute verändert. So erkläre ich condemno
damno
Vocalgeltung abändert, wenn es eine Sylbe mehr erhält,
oder eine verliert, ist sehr begreiflich u. durch viele Beispiele zu erweisen.
So meine ich nun, läßt sich vielleicht die Sache auf eine Weise erklären, in der
sich Ihre Meinung mit der Grimm
Praeteritum anders, als
das Praesens. Sie gaben ihm bald durch Einsylbigkeit,
bald bloß durch den Accent mehr Nachdruck. Dies erscheint um so weniger
unnatürlich, als der minder gebildete Praesens u. Praeteritum, als zwei ganz
verschiedene Dinge anzusehen, als beide aus einem Gemeinsamen abzuleiten. Bei
dieser Abänderung der Form des Worts behaupteten nun die von Ihnen entwickelten
phonetischen Gesetze ihr Recht. So konnte der Vocalwechsel aus der Einsylbigkeit oder der schwachen Endsylbe, aber die
Einsylbigkeit oder der starke Accent der ersten Sylbe
aus dem grammatischen Gefühl entspringen. Auf diese Weise zeigte sich nun eine
Verschiedenheit der Vocale des Praesens, Praeteritum u. Participium. Denn um die Erscheinung vollständig vor sich zu haben,
muß man gleich auch dies hinzunehmen. Wurde aber einmal dieser vom Ohr bemerkt,
so wurde er fortgebildet. Denn aus der Analogie der bloßen Klangfülle muß gewiß
in allen Sprachen Vieles erklärt werden.
Auf diese Weise könnte man sich vielleicht die Sache vorstellen. Doch möchte ich
nicht gerade darauf bestehen, daß dies die richtige Erklärungsart sey. Nur
davon, gestehe ich, kann ich, ohne andere überzeugendere Gründe für jetzt nicht
abgehen, daß der Ablaut im Deutschen u. Lateinischen eine wirklich ursprünglich
grammatische Erscheinung ist, und daß er daher ganz u. gar nicht mit dem guna
veru
verglichen werden kann, da bei dem guna
guna
Ich fühle selbst, daß es sonderbar ist, daß dem Deutschen u. Lateinischen etwas
so tief in das Wesen der Sprache eingreifendes eigen seyn soll, was dem Sanskrit fehlt, u. daß es zu den von mir selbst oft
entwickelten Ideen mehr paßt, daß der Ablaut zuerst eine absichtlos, phonetische
Vocalumänderung war, und dann grammatisch gebraucht
wurde. Aber der ausschließlich grammatische Charakter des Deutschen Ablauts
steht, wie eine Thatsache vor mir, u. wenn man auch annehmen wollte, daß die
Germanischen Stämme ursprünglich das guna
Dies, liebster Freund, ist es, was ich Ihnen jetzt über
Ich füge diesem Briefe den Entwurf eines BriefesUeber den Infinitiv
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 2,
1853, S. 241–251, veröffentlicht.Schmidt
momentanen Merkmals nicht zu misfallen
schien, u. ich diesen gerade besonders geprüft habe. Ich bin weit entfernt,
Ihnen zuzumuthen, eigentlich auch einmal in diese unbedeutende Streitfrage
einzugehen, aber wenn Ihnen etwas in meinem Raisonnement als unrichtig, oder
partheiisch auffiele, würden Sie mich sehr verbinden, mir es anzuzeigen.
Sehr muß ich Sie um Entschuldigung bitten,