Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 09.03.1828<idno type="BBAW">157</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, 94 Briefe von H. v. Humboldt an F. Bopp, Autographen-Sammlung, Humboldt, aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Nr. 43. – Druckkoll.: Jena, ThULB, Nachlass Leitzmann, Inv.-Nr. 92 Lefmann 1897, S. 61 Mattson 7888 Bopp, Franz: Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache, 2. Aufl. (Berlin: Dümmler 1827) Humboldt, Wilhelm von: Ueber die Verwandtschaft des Griechischen Plusquamperfectum, der reduplicirenden Aoriste und der Attischen Perfecta mit einer Sanskritischen Tempusbildung [1828]. In: Leitzmann, Albert (Hrsg.): Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften, 6. Band (Berlin: B. Behr’s Verlag 1907), S. 58–75 Ich danke Ew. Wohlgeboren ungemein, daß Sie mir noch die große Freude gegönnt haben, Ihre anliegende Anzeige zu lesen. … Humboldt, Wilhelm von ohne Ort Bopp, Franz Eigenhändig Sanskrit FZ 14. November 2013 in Bearbeitung, an neue Vereinbarungen angepasst von AD 21. Januar 2014

Ich danke Ew. Wohlgeboren ungemein, daß Sie mir noch die große Freude gegönnt haben, Ihre anliegende Anzeige zu lesen. Sie enthält treffliche allgemeine Ansichten, u. eine Menge äußerst belehrende einzelne Ausführungen voll scharfsinniger Auffindung überraschender Analogien. Ich habe mir Mehreres, worin ich besonders einstimme angemerkt. Wir reden aber wohl einmal mündlich davon.

Von Herzen Ihr H. 9. März, 1828.

Ich beantworte noch zugleich Ew. Wohlgeboren gütiges Billet über meine AbhandlungHierbei geht es wohl um Humboldts Abhandlung "Ueber die Verwandtschaft des Griechischen Plusquamperfectum, der reduplicirenden Aoriste und der Attischen Perfecta mit einer Sanskritischen Tempusbildung" (gelesen am 26. Februar 1828 in einer Sitzung der historisch-philologischen Klasse an der Akademie der Wissenschaften zu Berlin). [FZ]. Was Sie mir von der Unwahrscheinlichkeit sagen, daß die Wurzelsylbe in i verwandelt werde, überzeugt mich vollkommen. Ich bitte Sie in der Anlage zu lesen, wie ich die Stelle verändert habe. Die sonderbare Wurzel udhras würde übrigens auch nach meinem System nur audhidhrasaṃ haben können. Denn dies kommt heraus, wenn der erste Vokal mit dem darauf folgenden Consonanten wiederholt, das Augment gesetzt, u. der zweiten Sylbe ein  i gegeben wird. Der Unterschied, der noch in der Form liegt kommt daher, daß die Wurzel zweisylbig ist, so daß die gewöhnlichen Regeln bei ihr nicht ausreichen. Wollte man Ihre Regel 422. crude auf diesen Fall anwenden, nämlich den schließenden Consonanten mit i wiederholen so hieße die Form ausidhrasaṃ .

Leben Sie herzlich wohl! H.