Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 09.03.1824 (Datierung unklar)<idno type="BBAW">254</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Ehem. Preußische Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Coll. ling. fol. 49, Bl. 148–149 S. 202f. Humboldt, Wilhelm von: Mémoire sur la séparation des mots dans les textes samscrits. In: Journal Asiatique 11, 1827, S. 163–172 La Société Asiatique (Hrsg.): Journal Asiatique (Paris: Ponthieu u.a. 1822–heute) Sozietät für wissenschaftliche Kritik (Hg.): Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik (Berlin [u.a.]: 1827–1846) Die beiden vortrefflichen Arbeiten, welche Ew Excellenz mir gütigst mitgetheilt haben, habe ich mit ungemeinem Interesse und mannigfaltiger Belehrung gelesen … Bopp, Franz ohne Ort Humboldt, Wilhelm von Eigenhändig Sanskrit AD 4. Juli 2013 in Bearbeitung, einmal selbst gegengelesen 27. November 2013

Die beiden vortrefflichen Arbeiten, welche Ew Excellenz mir gütigst mitgetheilt haben, habe ich mit ungemeinem Interessen und mannigfaltiger Belehrung gelesen. Die eine folgt hierbei mit meinem innigsten Dank zurück, den jeder Freund der Sanskr. Sprache mitempfinden wird, wenn er die Einleitung liest, in welcher Ew Excellenz so nachdrücklich und besonnen die die Wichtigkeit dieses Studiums und seine Stellung und Verhältniß zu unserem Studienwesen überhaupt bezeichnen. Für die ehrenvolle Erwähnung und nachsichtige Beurtheilung in dieser und der anderen Arbeit, bin ich Ew Excellenz noch im besonderen innigst verpflichtet. Ihre Vertheidigung der WorttrennungEine Schrift Humboldts über die Trennung der Sanskrit-Wörter erschien zuerst im Journal Asiatique 11, 1827, S. 163–172, und später noch einmal neu zusammengestellt in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik , 1829, Nr. 73–76, Sp. 579–595; vgl. hierzu die Anmerkungen in Friedrich Adelung (1830): Versuch einer Literatur der Sanskrit-Sprache, St. Petersburg: Kray, S. 50., die Sie hier mit mehreren neuen und scharfsinnigen Gründen unterstützen und streng wissenschaftlich durchführen hat Ihnen eine mir höchst erfreuliche Gelegenheit gegeben zur Entfaltung tief begründeter Ansichten über das sanskritische Laut- und Schriftsystem. Recht sinnreich sind die Bemerkungen über den Unterschied der euphonischen Einflüsse in der Mitte und am Ende der Wörter. In der ganzen Abhandlung habe ich nichts gefunden, womit ich nicht vollkommen einverstanden wäre. Nur erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, daß was Sie S. 3 von Zeile 6 an sagen, wegen der Zweideutigkeit des Wortes Umbiegung, von solchen die Ihre Ansichten über Sprachentwicklung nicht genau kennen, so gedeutet werden könnte, als hielten Ew Excellenz die antretenden Flexionen für wirklich von allem Fremden unabhängige gleichsam organisch aus dem Stamm hervorgetriebene Elemente.

Ihre andere Schrift steigert meine Erwartung von dem größeren Werke, wovon Sie sie ein Theil ist, auf das höchste. Ich habe mich in diesen Tagen mit nichts anderem beschäftigt und obwohl ich sie ganz gelesen, wünschte ich sie noch einige Tage behalten zu dürfen. Ew Excellenz haben der die Natur der Sanskrit-Sprachen von ihrer wahr wahren und recht eigenthümlichen Seite aufgefaßt und die phonetischen Gesetze und organischen Gliederungen der Sprache nach ihrem ganzen Umfang und Z innerem Zusammenhang mit aller wissenschaftlichen Schärfe verfolgt. Einige Punkte habe ich mir zu mündlicher Besprechung bemerkt.

Es wäre schön wenn wir das für die Jahrbücher bestimmte vor Donnerstag Abend erhalten könnten

Ehrerbietigst Ew Excellenz Gehorsamster Bopp d. 9. März