Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 12.05.1833<idno type="BBAW">268</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Ehem. Preußische Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Coll. ling. fol. 53, Bl. 29–30 S. 215 Colebrooke, Henry Thomas Forster, Henry Pitts Bopp, Franz: Ardschuna’s Reise zu Indra’s Himmel, nebst anderen Episoden des Maha-Bharata (Berlin: Königliche Akademie der Wissenschaften 1824) Bopp, Franz: Grammatica critica linguae Sanscritae 1 (Berlin: Dümmler 1829) Bopp, Franz: Die Sündflut nebst drei anderen der wichtigsten Episoden des Maha-Bharata (Berlin: Dümmler 1829) Colebrooke, Henry Thomas: Cósha, or Dictionary of the Sanskrit Language (Serampore: Carey 1808) Forster, Henry Pitts: An Essay on the Principles of Sanskrit Grammar (Calcutta: Ferris 1810) Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java [Manuskript] Mahābhārata Mausala Parva (16tes Buch des Mahabharata) Ew Excellenz habe ich die Ehre beiliegend Ihren hochgeneigten Brief und dies letzte Heft Ihres Werkes zurückzusenden, welches ich nochmals mit dem lebhaftesten Interesse durchlesen habe … Bopp, Franz Berlin Humboldt, Wilhelm von 16.05.1833 Eigenhändig Sanskrit AD 22. Juli 2013 in Bearbeitung, einmal selbst gegengelesen 29. November 2013
Ew Excellenz

habe ich die Ehre beifolgend Ihren hochgeneigten Brief und das letzte Heft Ihres Werkes zurückzusenden, welches ich nochmals mit dem lebhaftesten Interesse durchlesen habe. In der bewußten Stelle ist doch das zweite Wort, wie ich als richtig annehme die Partikel hi . Man könnte es für di di lesen, was aber keinen Sinn gäbe. Ueber samyac chāstram könnte man ein graphisches Bedenken haben, wenn aber Colebrooke so geschrieben hat, so wird es wohl am besten sein diese Schreibart beizubehalten, und sich bei dieser Kleinigkeit nicht aufzuhalten. Ich würde samyak śāstram erwarten nach § 59 meiner Gramm. Forster unterscheidet ein radikales und ein nicht radicales ca . Des letzteren habe ich in meiner Gramm. absichtlich keine Erwähnung gethan, weil, soviel mir bekannt ist, das c am Ende immer radikal ist, denn es gibt keine Suffixe, die damit enden, und auf grammatische Kunstausdrücke die damit enden mögen wollte ich keine Rücksicht nehmen. Forster läßt nun nach letzterem, zufolge den einheimischen Grammatikern, das c überall in der palativen Klasse, so daß es sich nur vor Tönenden in j um wandelt. Vor la In Verbindung mit śa läßt Forster  p. 37 n. 33. die Schreibarten ccha , cśa und chsa chśa zu, allein das radikale ca gibt er mit śa   l.c. n. 31. durch kśa . samyac ist ein Wort der Art wie pratyac , welche die Wurzel ac oder añc am Ende haben; sein c muß also vor Gut Con-sonanten guttural werden.

Zu p. 122 erlaube ich mir zu bemerken, daß im Mahâ-Baratha die Wittwenverbrennung wirklich vorkommt. Daß sich Mâdrî, die eine von Pându’s Frauen mit ihm verbrannt habe, habe ich in der Vorrede zu Ardsch. Himmelreise p. X bemerkt. Außerdem habe ich in meinen Auszügen des Mah. in diesen Tagen noch eine merkwürdige Stelle der Art gefunden. Es wird nämmlich im 16ten Theile des Mahâ-Bhâr. erzählt, daß Ardschun, der sich auf die Nachricht von Krischna’s Tod nach Dvârakâ begeben hatte, dort die Leiche des Vasudêva, des Vaters Krischna’s der bald nach seiner Ankunft starb, verbrennen ließ, wobei vier von Vasudêva’s Frauen, seinen Scheiterhaufen bestiegen. Ich lege meine Abschrift dieser Stelle bei, und verharre in tiefster Ehrerbietung

Ew Excellenz ganz gehorsamster Bopp Berlin d. 12. Mai 1833 VA

Wo geben bedeutet, mag ihm allerdings wie der primitiven Form , die Präp. ā zur Seite stehen. Eine Erwähnung meiner Vermuthung könnte für mich bei der Bestätigung Ew Excellenz nur höchst ehrenvoll seyn.