An Herrn Professor Neumann Wohlgebohren in
Berlin.
Darunter nachträglich vermerkt:
"emd den 8/1 30."
Tegel der
8t
Januar 1830.
Bei der Ueberarbeitung meiner neulichen Abhandlung, sind mir über das Chinesische
N
nai noch einige
Zweifel aufgestoßen, und ich
schmeichele
schmeichle
mir mit der
Hoffnung, daß Ew p mir nicht übel deuten werden, wenn ich Ihnen dieselben
freymüthig äußere, obgleich ich es selbst sehr gewagt fühle, Ihnen, der Sie eine
genaue Kenntniß der Sprache besitzen, aus meiner sehr
geringen,
geringen
Einwendungen
entgegenzusetzen.
entgegenzustellen.
Bei der Auseinander-setzung der Bedeutungen dieses Worts, sind mir nehmlich folgende
Bemerkungen aufgestoßen.
1, Ew p gehen bei demselben von dem Begriff des gewaltsam
ausgestoßenen Athems aus.
Morrison
aber legt den mit Schwierigkeit ausgestoßenen Athem zum Grunde, und
diese scheinbar kleine Verschiedenheit bringt doch eine ziemlich große in den
nachherigen Erklärungen hervor. Denn Ew p kommen nur dadurch, wie es mir
scheint, auf den Begriff des Entfernten, da in
Morrisons Worterklärung mehr der einer Hemmung liegt, so daß daraus die trennende Eigenschaft
der Partikel herstammt. Nun läßt sich zwar beides vereinigen, und gewiß ist
es sehr richtig, daß Ew p in dem Worte,
daß
das
außerhalb des Redenden
vorhandene finden. Ich habe Sie aber fragen wollen, ob Sie nicht den Begriff und
das Wort des Entfernten ganz weglassen und dagegen: anderes, verschiedenes, setzen
wollten?
2, Fällt mir, wie ich offenherzig gestehen muß, Ihre Uebersetzung der Worte
tchy fang nai
hse
su
auf. Sie nehmen
nai
für ein
seinem Substantiv folgendes Atjectivum. Sollte es
aber nicht hier blos die zugleich trennende und
bindende
verbindende
Partikel, sondern, sein: er erhob sich in eine
Gegend, aber starb daselbst. Nach Ihrer eigenen Erklärung, in der Sie
nai
unserm sondern ganz gleich
stellen, würde man eher so übersetzen, als wie Sie thun. Auch pflegt ja das
Adjectivum vor seinem Substantivum zu stehen.
3, In der Fra Phrase
Ti te huang
u. s. f. nehmen Ew
p
nai
als eine Art Artikel, oder vielmehr als das
lateinische
ille
. Mir ist hierbei eingefallen,
ob
aber auch nicht hier das Wort die Partikel ist, welche das Anstehen, die Suspension des Redenden, anzeigt, wenn er mehrere Dinge
nach einander nennen will, auf welche sich ein und derselbe Begriff
bezieht.
bezieht, etwa wie unser theils theils, oder sowohl als auch u. s. f.
Der Unterschied liegt hier
wieder in dem Grundbegriff, den man in dem Worte sucht. Ist dieß der der Schwierigkeit
und der Trennung, so ist man mehr geneigt, das Wort hier als Partikel zu nehmen.
Das Gegentheil trifft ein, wenn man an etwas gewaltsam aus sich hinauswirkendes
denkt.
4, Das Resultat von allem diesem ist, daß mir für den Zweck meiner Abhandlung
sehr viel daran liegen würde, die scharfsinnige und geistreiche Idee Ew p daß
nai
zugleich an die Stelle der zweiten und dritten
Person tritt, durch solche Beispiele zu beweisen, die gar keinen Zweifel übrig
laßen.
ließen.
Durch Von dieser Art nun scheinen mir die bis jetzt
von Ihnen angeführten nicht. Ich wünschte daher sehr, daß Sie die Güte haben
könnten mir andere mitzutheilen. Wirklich beweisend würde ein solches sein, was
von eben der Art wäre, wie
daß
das
von Ew p für die zweite Person
gegebene, wo aber der Context deutlich bewiese, daß nicht von der zweiten,
sondern von der dritten die Rede wäre. Die Anführung einer solchen Beweißstelle
scheint mir schon darum ganz unerlaßlich, weil die Behauptung,
daß
das
nai
auch die dritte Person vertreten könne, durchaus
neu ist, und sowohl die einheimischen Grammatiker, als
Remusat
gänzlich hiervon schweigen.
Hier beginnt ein längerer Einschub, der mit "[…] Sprache wirklich so gebraucht worden ist?" endet.<Die einheimischen Grammatiker haben zwar insofern nicht unrecht über diese
Partikel, daß sie dieselbe zugleich eine verbindende nennen, da wie das
grichische
griechische
Lücke im Text. beweißt, Trennungspartikeln zugleich zu Verbindung der Wörter dienen
können.
Nehme ich das Gesagte zusammen, so halte ich wie
als
für
vortrefflich durch Ew p bewiesen:
a, daß man nicht
nai
geradezu, wie
Remusat
thut, als ein Pronomen zweiter Personen ansehen kann,
b, daß es vielmehr ein Wort ist, dessen Begriff in etwas außer dem Redenden Vorhandenem
und von ihm als von sich verschieden Erkanntem besteht, und daß dies in dem Symbol des schwierigen Athemholens liegt, in welchem
sich das Ausströhmen mit der Hemmung verbindet, also
dieß
das
außer sich, und ver
das verschiedene.
c.,
Daß auf diese Weise das Wort an die Stelle des Pronomens zweiter
Person tritt.
c,
d.,
daß es, seinem Begriff nach, eben so wohl an die Stelle der
dritten treten könnte, daß es aber darauf ankommt zu beweisen, ob es in der
Sprache wirklich so gebraucht worden ist?>
Ich wiederhole
noch einmal die Entschuldigungen, mit welchen ich diese Zeilen anfing, und bitte
Ew p die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung anzunehmen.