Ew. Excellenz
gütiges [Schreiben](1015) vom 16ten Februar habe ich
so eben erhalten, und ich säume nicht, Ihnen dafür meinen innigsten Dank
auszusprechen. Leider bin ich auch heute noch nicht im Stande, das berichtigte
Verzeichniß der Malayischen Handschriften an Ew. Excellenz abzusenden. Dagegen
beeile ich mich, die in Ihrem Schreiben enthaltene Anfrage wenigstens vorläufig
so gut ich kann zu beantworten, und behalte mir vor, nachträglich mitzutheilen,
was ich etwa noch ferner darüber in Erfahrung bringe.
Ein durchgängig angewandtes, planmäßiges Sicherungsmittel des Verständnisses bei
der Zahlenbezeichnung durch Wörter ist mir nicht bekannt: in den Sanskritischen
Texten, die ich bis jetzt nachzuschlagen Gelegenheit gehabt habe, erinnere ich
mich nicht etwas der Art bemerkt zu haben. Bei mehreren der in Calcutta oder Serampore gedruckten Sanskritischen Werke findet
sich die Jahrszahl der Herausgabe auf jene künstliche Art bezeichnet, und da
folgt allerdings auf die Bezeichnung durch Wörter immer auch die Jahrszahl in
Ziffern ausgedrückt. In den Handschriften mathematischer Werke ist dieß nicht
der Fall. In der Regel folgt aber hier allemal auf die künstlich und metrisch
vorangestellte Aufgabe eine Auflösung in einfacher und prosaischer Form, wobei
die Zahlen dann entweder durch Ziffern oder durch die wirklichen Zahlwörter
ausgedrückt sind; und so würde durch den Zusammenhang erläutert werden, was
vielleicht einzeln genommen und für sich betrachtet schwierig oder zweifelhaft
seyn könnte. – Ein eignes Glossar über jene künstlichen Zahlwörter ist mir
ebenfalls nicht bekannt. Ich glaube aber, daß man eines solchen in der That kaum
bedürfen wird, wenn man nur eine Anzahl zuverlässiger Beispiele mit
Aufmerksamkeit aufgelöst, und sich über den Grundbegriff der vorkommenden
bildlichen Wörter Rechenschaft abgelegt haben wird: diesen Grundbegriff wird man
hinterher leicht in seinen mancherlei synonymen Bezeichnungen wiedererkennen.
Mein Freund Stenzler theilte mir vor etwa einem Jahre ein Verzeichniß der ihm vorgekommenen
künstlichen Zahlbezeichnungen mit: ich selbst habe seitdem Einzelnes dazu
nachgetragen, und nehme mir die Freiheit, Ew. Excellenz einen Auszug aus unsren
gemeinschaftlichen Beobachtungen hiebei vorzulegen. Herrn von Schlegels
Réflexions sq. habe ich in diesem
Augenblicke nicht zur Hand, und ich muß gestehen, daß ich seine Erläuterungen zu
der in den
Asiatic Researches
vorkommenden Stelle noch nicht mit gehöriger Aufmerksamkeit gelesen
habe.
Gleichzeitig mit den gegenwärtigen Zeilen sende ich ein Exemplar von
Clough’s Pali Grammar
an Ew. Excellenz ab. Sie werden es mir
verzeihen daß ich mir die Freiheit genommen habe, ein zweites Exemplar für
Herrn Professor Bopp gleichfalls in das an
Sie addressirte Packet zu legen: ich hoffe auf diese Art sicherer auf die
baldige Beförderung desselben rechnen zu dürfen.
Mit der innigsten Ehrerbietung empfehle ich mich der Fortdauer Ihres
gütigen Wohlwollens,
Ew. Excellenz
gehorsamster
F. Rosen.
London, den 7ten März. 1833.