Ew. Hochwohlgeboren gütiges Schreiben vom 7. Februar, c.
würde ich längst beantwortet
haben, wenn mich nicht seit dem Empfangen desselben die traurigsten Ereignisse
betroffen hätten, von denen
Ihr
Sie
gewiß schon die Nachricht empfangen
haben. Ich vermag Ihnen nicht zu beschreiben, wie mich dieser Verlust ergriffen
hat. Es ist aber eigentlich ein unrichtiger Ausdruck, davon wie von einer
vergangenen Sache zu reden. Die Oede und Leere, die er in meinem zerrissenen
Daseyn hervorgebracht, beginnt erst eigentlich und wird nie durch irgend etwas
ausgefüllt werden können. Nur eine große Einsamkeit kann, meinem jetzigen Gefühl
nach, eine Beruhigung gewähren, und diese hoffe ich mir besonders in
Tegel
zu verschaffen. Ein wahrer Trost
und großes Glück in diesen traurigen Tagen ist meiner Tochter
Caroline
und mir durch die Gnade des
Königs gewährt worden. Er hat meinen
Schwiegersohn den
Obersten Hedemann
aus Schlesien hierher versetzt, und ihm das Uhlanen Regiment der Garde
verliehen. Der König hat dabei die Gnade gehabt,
mir dies an der öffentlichen Bekanntmachung auf die huldvollste Weise mittheilen
zu lassen, und hinzuzufügen, daß er es mit in der Rücksicht gethan, mich wieder
mit einem Theil meiner Familie zu vereinen. Da ich weiß, daß Ew. Hochwohlgeboren
freundschaftlichen Theil an mir und den meinigen nehmen, so bin ich
länger bei diesen Ereignissen verweilt. Die
Verewigte liebte Rom unendlich,
sie hatte sehr glückliche Jahre dort verlebt, ein schmerzliches Unterpfand in
den Gräbern zweier Söhne dort zurückgelassen. Ihr Hintritt wird unter ihren
Bekannten gewiß dort tief gefühlt worden seyn, und ihr Andenken nicht
erlöschen.
Die Abschrift der Amerikanischen
Grammatiken
habe ich vor einiger Zeit erhalten. Ich sage Ew. Hochwohlgeboren meinen wärmsten
und freundschaftlichsten Dank für die gütige Sorgfalt, die Sie gehabt haben, sie
so genau collationiren zu lassen. Ich bitte Sie nun mir
gütigst anzuzeigen, welche Auslagen Sie dafür gehabt haben.
Die literarische Unternehmung, von der mir Ew. Hochwohlgeboren schreibenDer Brief Bunsens vom 7. Februar 1829
ist nicht erhalten. Es ist jedoch anzunehmen, dass es sich bei der erwähnten
"literarischen Unternehmung" um die zwischen 1830 und 1843 erschienene
dreibändige
Beschreibung der Stadt Rom
handelt., kannte ich schon durch eine Mittheilung unseres Freundes
Savigny
und war im Begriff Sie zu bitten,
mich durch eine Lectüre daran Theil nehmen zu lassen. Ew. Hochwohlgeboren sind
mir gütig zuvorgekommen, und ich nehme mit Vergnügen das mir deshalb so
schmeichelhaft gemachte Anerbieten an. Nur muß ich Sie bitten, nicht auf
Beiträge von mir zu rechnen. Ich würde im antiquarischen Fache schwerlich solche
liefern können, die Ihren Forderungen entsprächen, und bin auch überhaupt in
einem ganz andren Gange von Beschäftigungen. Ueber das Unternehmen aber freue
ich mich ungemein. Es wird mit den Begünstigungen, die es in
Rom
erhalten hat, und unter Ihrer
einsichtsvollen Leitung gewiß zu einem schönen und früchtetragenden Gedeihen
gelangen. Das neue Institut ist zugleich ein
würdiges Denkmal der Reise des Kronprinzen und
seines Aufenthaltes in
Rom
und es war gewiß vortreflich, daß
Sie veranlaßt haben, daß man von der Idee abgegangen ist, zum Sitz des
Unternehmens
Paris
zu nehmen. Nur
Rom
eignet sich dazu. Dieser glückliche
Gedanke hat dem Ganzen eine entscheidend passende Stellung gegeben.
Genehmigen Ew. Hochwohlgeboren die Gesinnungen der ausgezeichnetsten und
innigsten Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe zu verharren
Ew.
Hochwohlgeboren ergebenster,
Humboldt
Berlin, den 16. April, 1829.