Ew. Wohlgeboren hatten die Güte, mir vor einiger Zeit über Ihre
Lage zu sprechen, und ich habe seitdem diese Sache keinen Augenblick aus den
Augen verloren. Allein erst in diesen Tagen habe ich Gelegenheit gehabt, darüber
etwas an Hrrn. Min. von Altenstein
zu bringen. Ich habe dies durch den Geh.
Rath Schultz
gethan, den ich Ihrem Interesse sehr günstig gefunden habe. Ich habe
vorzüglich geltend gemacht, daß, da Ew. Wohlgeboren hier in dieser Lage
unmöglich bleiben könnten, Sie unstreitig genöthigt seyn würden, auf eine fremde
Anstellung zu f denken, und daß der Tod des
Herrn
Nöhden
in
London
Ihnen dazu leicht Gelegenheit verschaffen würde. Diesen Weg bitte
ich nun Sie auch zu befolgen, die Besorgniß, einen Mann, wie Sie, zu verlieren,
wird wie ich mir gewiß schmeichle, bewirken, daß man wenigstens das Mögliche für
Sie versuchen wird. Bei mir ist diese Besorgniß in der That nur zu reell. Denn
ich begreife, daß, wenn sich die Aussicht einer Verbesserung hier zu sehr
verzögert, Ew. Wohlgeboren andre Schritte thun müssen u. thun werden. Wie
schmerzlich mir insbesondere das seyn würde, brauche ich Ew. Wohlgeboren nicht
zu versichern. Es hat mir sehr leid gethan, daß Ew. Wohlgeboren mich neulich
hier verfehlt haben. Ich darf mir aber wohl mit der Hoffnung schmeicheln, daß
Sie mich bald einmal dafür gütigst entschädigen.
Mit der hochachtungsvollsten Freundschaft
der Ihrige,
Humboldt.
22. Jun. 1827.
An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin