Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 11.03.1823<idno type="BBAW">94</idno> Wilhelm von Humboldt: Online-Edition der sprachwissenschaftlichen Korrespondenz Frank Zimmer Editor Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Grundlage der Edition: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, 94 Briefe von H. v. Humboldt an F. Bopp, Autographen-Sammlung, Humboldt, aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, gegenwärtig in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau, Nr. 15. – Druckkoll.: Jena, ThULB, Nachlass Leitzmann, Inv.-Nr. 92 Lefmann 1897, S. 28 Mattson 7276 Bernstein, Georg Heinrich Hamilton, Alexander Schlegel, August Wilhelm von Bernstein, Georg Heinrich: Hitopadaesi particula edidit et glossarium Sanscrito-Latinum (Breslau: Graß & Barth 1823) Hamilton, Alexander: Hitopadesa in the Sanskrita language (London 1810) Ich bitte Ew. Wohlgebohren, Herrn Bernstein … Humboldt, Wilhelm von ohne Ort Bopp, Franz 16.03.1823 Eigenhändig Englisch Sanskrit FZ 11. November 2013 in Bearbeitung, an neue Vereinbarungen angepasst von AD 29. Januar 2014

Ich bitte Ew. Wohlgebohren, Herrn Bernstein meinen lebhaften Dank abzustatten, u. ihm zu sagen, wie sehr mich sein Hitopadesa gefreut hat. Das Aeußere könnte nicht angenehmer seyn. Es dürfte selbst Schlegels Neid erwecken.Zu Bernsteins und Schlegels Devanagari-Drucktypen vgl. den Brief Schlegels an Colebrooke vom 1. Juli 1823: Rosane Rocher / Ludo Rocher (2013): Founders of Western Indology. August Wilhelm von Schlegel and Henry Thomas Colebrooke in Correspondence 1820–1837, Wiesbaden: Harrassowitz, S. 76f. mit Anm. 191. 192. [FZ] Ich wünschte nur den Zeilen etwas mehr Abstand.

Auch die Wahl der Lesarten hat mir beim Durchblättern sehr verständig geschienen. Die eigenmächtige Aenderung Note 1. S. 8. halte ich für vollkommen richtig. Der Locativus könnte nur füglich stehen, wenn das letzte Element des Worts ein Substantivum wäre. So nimmt es Hamilton , indem er das Compositum ein tatpurusha nennt, übersetzt doch aber nicht in the privation, sondern in being deprived, u. giebt auch hīna ganz richtig als Participium an, wo nun aber ein Widerspruch mit seinem obigen Kunstausdruck entsteht. Das Wort ist offenbar ein Bahuvrihi . Gewundert hat mich S. 3. die Schreibart hitopadeśoyaṃ . Wollte er nicht mit der Londoner Ausgabeśāyaṃ setzen, so mußte es – śo = yaṃ heißen, wie er auch sonst (S. 10. Z. 8.) schreibt. Die von ihm gewählte Schreibart findet sich freilich in gedruckten Büchern, hat doch aber wohl keine Regel für sich und taugt wenigstens für Anfänger nicht, die verleitet werden, eine Zusammensetzung von a und u zu suchen.

Es ist mir überaus lieb gewesen, nach langer Zeit einmal wieder einige Sanskritbuchstaben mit Ew. Wohlgeb. zu wechslen. Ich hoffe gewiß, in Kurzem unsere Lesungen wieder anzufangen, wenn Sie Ihre freundschaftliche Güte fortsetzen wollen.

Mit herzlicher Hochachtung der Ihrige, Humboldt. 11.Lefmann 1897: 11. März 1823.
An Herrn Professor Bopp, Wohlgeb.